Anerkennung I Holstenstraße bis zum Alten Markt

Kiel

Ein neues Stadtparkett für Kiel

Mit der Neugestaltung der zentralen Innenstadtbereiche Holstenplatz, Schevenbrücke bis Heinrich-Ehmsen-Platz und Oberer Holstenstraße entsteht ein kohärenter gestalteter Stadtraum, der der Bedeutung Kiels als Landeshauptstadt gerecht wird.
Ein in Materialität und Farbigkeit einheitlicher Granitbelag schafft im Zusammenspiel mit neuer Möblierung, ergänzenden Baumpflanzungen und attraktiven Wasserspielen einen Aufenthalts- und Flanierort von zeitloser Eleganz.

Das neue Stadtparkett aus grau-beigem Granit übersetzt traditionelle Fassaden- und Plattenverbände in ein zeitgemäßes Zusammenspiel aus verschiedenen Formaten und Verlegearten und differenziert subtil und deutlich zugleich zwischen zentraler Flaniermeile und andockenden Plätzen.

Perspektive © GTL

Der Belag, „die Fassade des Flaneurs“ setzt in seiner Farbigkeit bewusst von den Klinkerfassaden ab und setzt mit seinen warmen Grau-Beige einen neutralen Rahmen für die Heterogenität der Fassadenmaterialien.

Für das gesamte Wettbewerbsgebiet werden nur zwei längliche Formate gewählt, wobei das kleinere Format im Verhältnis 1:3 zum größeren Plattenformat gewählt ist, um ein präzises Zusammenspiel der Fugen zu erreichen.

Die größeren Plattenformate des „Teppichs“ verbinden Altstadt und Holstentörn. Längs der Fassaden wird das kleinere Stadtparkett in Reihen im Drittelverband verlegt und definiert so eine Hausvorzone für Außenbewirtung und Auslagen. Dies gilt auch für die Plätze.

Diese definieren sich, was den Belag angeht, über die Verlegung des kleineren Formats im Fischgrätverband, der auf dem Holstenplatz durch eine Bänderung im Reihenverband zusätzlich gegliedert wird.

Eine Vielzahl ergänzender neuer Baumstandorte stärken die räumlichen Qualitäten der Innenstadt und definieren den unterschiedlichen Charakter der einzelnen Plätze und Straßenräume:

  • Im südlichen Teil des Holstenplatzes klärt die Vervollständigung des Platanenkarrees die vorhandene diffuse räumliche Situation
  • Die lockere Baumstellung des Europaplatzes und des Heinrich-Ehmsen-Platz verbinden sich über ergänzende Baumpflanzungen in Scheuvenbrücke und westlicher Fabrikstraße
  • Eine durchgängige Baumreihe längs der konkaven Seite der Holstenstraße betont die leichte Krümmung des Straßenverlaufs
  • Der sehr eigene Charakter des Asmus-Bremer-Platzes mit seinem locker platzierten Gleditsiendach wird über eine Abwandlung des Möblierungskonzeptes noch unterstrichen

Zu den Stadträumen im Einzelnen:

Holstenplatz

Der Rückbau der Andreas-Gayk-Straße mit gleichzeitigem Ausbau zum zentralen ÖPNV-Hub ermöglicht die Öffnung des Platzes in Richtung Bussteige.

Das durch die Neupflanzungen ergänzte Baumdach schafft einen im Sommer angenehm kühlen, im Winter hinreichend sonnigen Aufenthaltsort. Die Baumstandorte erhalten neue Einfassungen, die an jeweils 2 Seiten in alternierender Anordnung Bänke aufnehmen. Durch die Einbringung einer ca. 10 cm starken mineralischen Vegetationsschicht können die Baumscheiben mit robusten niedrigen Gräser und Schattenstauden bepflanzt werden, ohne den Altbestand zu beeinträchtigen.

Im nördlichen Bereich des Hains ist ein Spielfeld aus farblich angepasstem Fallschutzbelag integriert. Trampoline, Balancier- und Kletterhölzer, ein Sandspiel sowie Parcours-Elemente schaffen einen attraktiven Spielraum, dessen Anziehungskraft durch das daran anschließende Nebel-und Fontänenfeld weiter erhöht wird. Zeitlich und in der Höhe unterschiedlich gesteuerte Fontänen im Wechsel mit Nebeldüsen sind nicht für die Kids ein magischer Ort, sondern für alle Besucher der Innenstadt ein wunderbarer Ort zum Ausruhen und Verweilen. Eine dezente nächtliche Beleuchtung der Fontänen im Wechsel mit einer künstlerischen Videoinszenierung der Nebelwolken machen das Wasserspiel auch nachts zu einem Anziehungspunkt.

Da alle Einbauten wie Fontänentöpfe etc. bodenbündig erfolgen, muss bei Veranstaltungen die Brunnenanlage nur abgeschaltet werden.

 

Verbindung westliche Fabrikstraße – Nordrand Holstenplatz – Schevenbrücke

Eine Ergänzung des bereits vorhandenen, locker gestellten Baumbestands durch einige weitere Bäume verbindet die Stadträume über die deutlich verschmälerte Andreas-Gayk-Straße hinweg. Zur Sicherung erhöhter Baumstandorte werden zwei erhöhte Pflanzbeete im Bereich des Nordrands des Platzes so ergänzt, dass eine optimale Durchgängigkeit in alle Richtungen erreicht wird.

 

Holstenstraße

Ein Teppich aus Granitplatten größeren Formats verbindet das Einkaufszentrum am Zegelteich mit der Altstadt Kiels und führt den Belag der Holstenstraße am Holstenplatz entlang bis an die Straße Ziegelteich.

Längs der Fassaden wird der Teppich beidseitig durch ein ca. 3 m breites Band aus einem kleinerformatigen Parkett im Drittelverband eingefasst, dass die mittlere Laufzone sehr subtil nur über Plattengröße vom gebäudenahen Bereich mit Flächen für Auslagen und Außengastronomie differenziert. Die Entwässerungsrinne aus Naturstein, wird – anders als im Bestand – an den Schnittstellen zwischen den Belägen eingeordnet, um die Hauptlaufzone von der Wasserführung freizuhalten.

Bänke im Schatten der neuen Baumstandorte laden nicht nur zum Verweilen ein, sondern sind – auch unter dem Gesichtspunkt der Bedürfnisse einer älter werdenden Gesellschaft – essentiell wichtig für die Nutzbarkeit des öffentlichen Raums.

 

Barrierefreiheit und Mobilität

Durch den vollständigen Verzicht auf bruchraue Beläge (wie. z.B. Natursteinpflaster) ist der gesamte Stadtraum bestens auch für mobilitätseingeschränkte Personen zu nutzen. Für seheingeschränkte Bürger ist eine taktile Führung in der Holstenstraße längs den beiden Entwässerungsrinnen am Rand des Laufbereichs vorgesehen (Riffelung mittels Edelstahlstreifen, hindernisfreie Führung außerhalb des Außengastronomie- und Auslagenbereichs). Am Heinrich-Ehmsen-Platz/ westl. Fabrikstraße ist ein Mobiltätshub aus Taxistand und Stellplätze für Car-und Bike-Sharing eingeordnet.