Max-Planck-Institut | Mülheim an der Ruhr

2. Preis | Max-Planck-Institut

Mülheim an der Ruhr

Städtebauliche Einfügung ❘ Der Campus der Max-Planck-Institute in Mülheim an der Ruhr wird durch den Neubau für die analytischen Abteilungen komplettiert. Der Bau fügt sich zwischen dem Hörsaalgebäude und dem Laborhochhaus ein, ohne sich unterzuordnen. Die gewünschte repräsentative, halböffentliche Verbindung vom Haupteingang im Hörsaalgebäude zum Laborhochhaus wird über einen zur Lembkestraße orientierten und vom Straßenraum aus einsehbaren Verbindungsgang hergestellt. Mit der Konzeption des Neubaus wird die Chance genutzt, nach außen ablesbare Lebens- und Begegnungsorte mit modernen Arbeitswelten zu verbinden. Das zentrale Element des „Wohnzimmers“ in jeder Ebene am Übergang zum Hochhaus mit Blick Richtung Innenstadt verdeutlicht dies und ermöglicht aus dem Straßenraum Einblicke in die Welt der Forschenden. So wie der älteste und repräsentative Bau des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Institutes am gleichnamigen Platz einen prägnanten Auftakt zum Campus nach Süden hin bildet, übernimmt dies nun der Neubau in Ergänzung zum Laborhochhaus auf der der Stadt zugewandten Nordseite.

Freiraumqualität ❘ Zentrales Herzstück auf dem Campus wird das neue, grüne Wohnzimmer im Hof, das das Angebot an kommunikativen Pausen- und Rückzugsorten über die eigentliche Hoffläche hinaus erweitert. Der Hof selbst erfüllt alle Anforderungen an Anlieferung und Rettungswege und lässt genug Raum für kleine und große Feste. Seine Versiegelung bleibt dabei auf ein Mindestmaß beschränkt. Der Niveauausgleich in den Grünflächen über eine Terrassierung der Rasenflächen mit Sitzstufen, die zum Verweilen einladen. Die Gefälle auf dem unteren Hofniveau führen das Oberflächenwasser sicht- und erlebbar in Richtung der Grünflächen. Die markante Materialität der Oberflächen im Bereich der Neubauten der CEC in Form von polygonalen Platten wird im Hof fortgesetzt, um die Gestaltung zu vereinheitlichen. Ebenso wird die vorhandene attraktive Gräserpflanzung überall dort fortgeführt, wo sich eine aktive Freiraumnutzung nicht anbietet, wie z. B. an der Lembkestraße oder längs des Neubaus der CEC im Norden des Hofes.

Architektonische Qualität ❘ Der Neubau reagiert an den Übergängen zum Hörsaalgebäude auf der einen und dem Laborhochhaus auf der anderen Seite auf die jeweilige Grundrissorganisation und Geschosshöhe. Fassadenmaterialien greifen einerseits die Farbigkeit der bestehenden Gebäude auf, andererseits wird auf nachhaltige Materialien zurückgegriffen. Auf der Hofseite wird ein neuartiges vertikales Begrünungssystem in die Fassade integriert. Das System wird saisonal bewirtschaftet: Die automatisch bewässerten Module werden im Frühjahr mit Samen bestückt, im Sommer wachsen die Pflanzen, im Herbst werden sie inklusive des kompostierbaren Rankgerüsts „geerntet“. Dabei entfällt der Aufwand für Rückschnitt und Laubentsorgung und der positive Energieeintrag von Sonne und Licht im Winter wird nicht beeinträchtigt.

Nachhaltigkeit und Materialität ❘ Dem Leitgedanken des nachhaltigen und zukunftsfähigen Bauens folgend zeichnet sich das Konstruktionssystem durch eine restriktionsarme, vorfertigbare und minimierte Grundstruktur aus. Die vorelementierten Verbunddecken und teilvorgespannten Hohlkörperdecken mit hoher Steifigkeit sorgen für eine geringe Schwingungsanfälligkeit. Zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit wird CO2-armer Beton mit einem Anteil an recyceltem Zuschlag eingesetzt. Die Gründung erfolgt auf einer elastisch gebetteten Bodenplatte. Die Außenhülle wird aus einer nichttragenden, hocheffizienten und bereichsweise energieerzeugenden Fassade aus Holz, Glas und PV-Modulen gebildet.


Kernstadt | Borgentreich

3. Preis | Kernstadt

Borgentreich

Ein neues Zentrum für die Orgelstadt

Das Gestaltungskonzept für den innerstädtischen Bereich der Orgelstadt Borgentreich sieht eine Aufwertung des historisch bedeutenden Ensembles aus Kirche, Orgelmuseum und der umliegenden Fachwerkhäuser vor. Durch einen starken, grünen Rahmen wird ein mittig gelegener Platz gebildet, an dem sich die Kirche und das Orgelmuseum befinden und so eine neue Mitte schaffen, die dem Ort angemessen ist. Dieser Platz bietet Raum für generationsübergreifende Aufenthalte, Feste, Märkte und Treffen vor der Kirche. Durch angemessene Verschattungs-, Verdunstungsflächen und die Verwendung von hellen Materialien entsteht hier ein klimaangepasster Stadtraum.

Im Bestand befinden sich das Orgelmuseum und die Kirche ohne Bezug zueinander auf unterschiedlichen Seiten der Straße. Auch um die Gebäude herum fehlen die Raumkanten, die einen gemeinsamen Platz fassen würden. Durch die Schaffung eines grünen Rahmens, werden die benötigten Begrenzungen geschaffen. Der intensive grüne Rahmen bildet zu dem einen zukunftsfähigen Grünraum innerhalb der Stadt. Um die sommerliche Erwärmung der Freiflächen zu mindern, werden zusätzliche Bäume gepflanzt, die Schatten spenden und die Feuchtigkeit binden. Die bestehenden Rasenflächen rund um die Kirche werden zum Kirchgarten mit Staudenflächen und Sträuchern gewandelt. So kann wesentlich mehr Regenwasser versickern und verdunsten. Bei der Pflanzenauswahl wird eine Artenvielfalt berücksichtigt, so dass über das ganze Jahr hinweg immer Pflanzen blühen und so Nahrung für Insekten liefern. Gleichzeit sind die Pflanzen robust gegen längere Trockenperioden in den Sommermonaten. Der vorhandene Baumbestand wird in die neue Struktur integriert. Einzelne Bänke laden entlang der Kirche zum Verweilen im neuen Kirchgarten ein.

Der innerhalb des üppigen, grünen Rahmens entstehende offene und freie Platz bildet das neue ‚Herz‘ der Innenstadt von Borgentreich. Die Platzfigur gliedert sich dabei in drei Bereiche – ein Kirchvorplatz, ein kleiner zentraler Stadtplatz, der sich bis vor das Orgelmuseum zieht und ein weiterer, etwas zurückgezogener Platz hinter dem Museum.

Der direkte Eingangsbereich der Kirche bekommt einen Teppich aus großformatigen, gebrauchten Natursteinplatten.Hier kann bei Hochzeiten Spalier gestanden und sich nach den Gottesdiensten unterhalten werden. Die südlich verlaufende Bestandsmauer geht am Ende des Teppichs in zwei Stufen über, die zum Straßenraum hinunterführen. Damit wird der Kirchvorplatz zusätzlich gefasst und akzentuiert. Durch die natürliche Topografie auf dem Platz kann die Kirche ohne bauliche Einrichtungen über den Platz barrierefrei erschlossen werden.

Der neue Kleinsteinpflasterbelag aus Naturstein verbindet die Platzbereiche über die Straße hinweg und zieht diese zu einer Einheit zusammen. Der motorisierte Verkehr wird über den Platz geführt und durch den optischen und taktilen Wechsel durch das Material für die Platznutzung sensibilisiert. Durch die leichte Reduzierung der Fahrbahnbreite, zugunsten des Freiraums, entsteht ein großer, angemessener Bereich vor dem Orgelmuseum. Der Raum kann für Aufenthalt und Gastronomie genutzt werden.

Rund um den mittig auf dem Platz stehenden Bestandsbaum werden große Bänke, teilweise mit Rückenlehnen aufgestellt, die einen großzügigen Aufenthaltsbereich bilden. Der Baum wird mit einer offenen Baumscheibe, in die befestigte Platzfläche integriert. Um das zentrale Element herum entsteht ein Raum für Märkte und Feste, die den innerstädtischen Platz beleben. Die Möblierung des Platzes wird dezent und dem Ort angemessen vorgenommen. Die Materialien der Möbel bestehen aus zertifiziertem Holz und regional produzierten Materialien, um lange Lieferwege zu vermeiden.

Seitlich am Orgelmuseum vorbei gelangt man zum dritten Bereich. Der grüne Rahmen fasst auch diesen Bereich durch einen üppigen grünen Rücken. Der Platz erhält eine wassergebundene Wegedecke mit hellem Abstreu und setzt sich damit gestalterisch vom zentralen Stadtplatz ab und bekommt seine eigene Identität. Die Bestandsbäume werden auch hier in die neue Platzfläche integriert, um direkt große Kronen mit einem entsprechenden Schattenwurf zu haben. Ein Brunnen belebt den kleinen Platz und sorgt für eine angenehme Geräuschkulisse. Die Gastronomie verteilt sich um drei Seiten des Orgelmuseums und belebt so die angrenzenden Freiräume.

Der Straßenraum wird massiv durch neue Baumpflanzungen aufgewertet. Sowohl in der Bogenstraße, als auch in der Marktstraße wird das bestehende Motiv der Baumreihe durch Neupflanzungen ergänzt und geschlossen. Der Straßenraum erhält so eine wichtige, grüne Atmosphäre. Neu gepflanzt werden Klimabäume, die für die neuen Herausforderungen im Stadtklima geeignet sind. Alle neuen Baumpflanzungen erhalten eine Baumrigole, in der das anfallende Regenwasser der Gehwege und der Straße gesammelt und versickert wird. Gleichzeitig steht dem Baum bei längerer Trockenheit zusätzliches Wasser zur Verfügung. Die bestehenden Baumpflanzungen erhalten eine offene, begrünte Baumscheibe.

Der Straßenquerschnitt wird etwas reduziert, um mehr Raum für die Randbereiche zu schaffen. Die benötigte Breite für sich begegnende Busse bleibt erhalten. So kann mehr Platz für Fußgänger und den ruhenden Verkehr gewonnen werden und die Bäume bekommen ausreichend Raum für ihre Entwicklung. Durch die neuen Bäume wird sich das Stadtklima spürbar verbessern, da der Schattenwurf die Erwärmung der Pflasterflächen reduziert und anfallendes Wasser in den Grünflächen gehalten wird und dort versickern und verdunsten kann. Die Marktstraße wird durch ein niedriges Bord und eine offene Entwässerungsmulde markiert.

Die Bogenstraße bekommt durch die Umgestaltung einen offenen, grünen Charakter. Das anfallende Regenwasser läuft hier in die begrünten Baumscheiben der einreihigen Baumpflanzung und kann dort versickern und verdunsten. Die Fahrbahn selbst wird hier nur dezent durch Markierungsnägel definiert. Der Belag zieht sich über den gesamten Freiraum hinweg und schafft einen großzügigen Straßenraum, in dem alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen berechtigt werden. Stellplätze für Fahrräder und PKW entstehen zwischen den Baumpflanzungen. Zusätzliche Aufenthaltselemente laden zum Verweilen ein und beleben den Straßenraum.

Die Beleuchtung unterstützt das Entwurfskonzept mit unterschiedlichen Intensitäten. Die Straßenbeleuchtung wird wie im Bestand weitergeführt. Der neue zentrale Stadtplatz zwischen Kirche und Museum erhält zudem eine Sonderbeleuchtung, die den neuen Platz auch in den Dämmerungs- und Abendstunden zu einer Einheit macht. Kirchgarten und Rudolf-Reuter-Platz werden etwas dezenter, mit Pollerleuchten ausgestattet.

Entwurfskonzept, Proportionen und Ausstattung sollen den Charakter des Kleinstadtplatzes unterstreichen. Robust, grün und multifunktional steht er den Bewohner:innen zukünftig als neue Mitte zur Verfügung.


Eugen-Bolz-Gymnasium | Rottenburg

Anerkennung | Eugen-Bolz-Gymnasium

Rottenburg

In Zusammenarbeit mit Atelier 30

Das bestehende Schulareal ist in ein baulich heterogenes Umfeld implementiert.

Im Forum des Neubaus wird das neue Herz der Schullandschaft platziert. Der zentrale, mit einer Galerie umfasste Raum bietet viele Nutzungsmöglichkeiten für die Schulgemeinde.

Die zukünftige verkehrliche Erschließung besteht aus einem gelungenen Mix von motorisiertem MIV und ÖPNV, sowie Radfahrer- und Fußgängerverkehren. PKW werden bis auf einige barrierefreie Stellplätze außerhalb des Schulbereichs abgestellt. Die städtebauliche Setzung der Baukörper an der Eberhardstraße orientiert sich zur wichtigen Fußwegeverbindung in Richtung der Haltestellen des ÖPNV, und erschließt in sinnfälliger weise den Schulhof, der wie im Bestand an den Fußweg in Richtung Sophienstraße im Norden anbindet (durch eine Rampe barrierefrei erschlossen) und sich zur Mechthildstraße hin öffnet.

Die Teilbereiche der Freiflächen stehen in enger Korrespondenz zum Schulneubau. Der sich zum Straßenraum öffnende Vorplatz führt direkt ins „Herz“ des Schulcampuses, dem zentralen Pausenhof zwischen Alt- und Neubau.

Die Besonderheit, dass der Hof zu einem großen Teil mit einem Bunker unterbaut ist, erfordert erhöhte Pflanzbeete für gebotene Baumpflanzungen. Chill- und Lerndecks im Wechsel mit Sitzstufen machen die entstehenden Aufkantungen zu ein Begegnungsorten in Pausen und Freistunden. Die Hochbeete orientieren sich in Ihrer Kubatur an die Baukörper und schaffen fließenden, halboffene Räume, die eine individuelle Besetzung des Hofes erlauben und gleichzeitig die die gebotene Übersichtlichkeit bewahren. Etwas separiert vom Pausengeschehen ist im nördlichen Teil des Hofes ein teilweise überdachter Bereich zum Lernen und Arbeiten an Gruppentischen und Bänken vorgesehen.

 Der große Pausenhof bietet gerade für die jüngeren Jahrgänge ausreichend Raum auch für Bewegung. Für eine sportliche Betätigung wird das bestehende Bewegungsangebot westlich der Turnhalle wird durch weitere Angebote wie Calisthenics-Geräte oder Parcourselemente ergänzt.

Die Freianlagen erfüllen neben den Anforderungen der Bewegungs- und Lernlandschaft auch grundsätzliche Funktionen resilienter und nachhaltiger Gebietsentwicklung. Dazu zählen ein Maximum an strukturreichen Vegetationsflächen, wasserdurchlässige Oberflächenbefestigungen und ein Regenwassermanagement als Kreislaufsystem. Alle Dachflächen der Schulgebäude werden intensiv begrünt – eine ca. 20-30 cm starke Substratschicht speichert das Regenwasser und stellt es den Pflanzen zur Verfügung. Wo möglich, wird das Regenwasser von den befestigten Flächen in die Drain- und Speicherschicht der erhöhten Baumbeete geleitet und darüber hinaus in Zisternen für die Brauchwassernutzung gesammelt.


Nahversorgung Kiesseestraße | Göttingen

2. Preis | Nahversorgung

Göttingen

In Zusammenarbeit mit pape+pape Architekten

Das Freiraumkonzept des neuen Nahversorgungszentrums wird durch großzügige Frei- und Grünräume definiert, die zu einer Umwandlung des Ortes führen, in denen das Auto nicht mehr im Vordergrund steht. Durch die räumlich anspruchsvolle Gebäudeplanung werden weitere Grünräume im Gebäude selbst integriert. Die Innenhöfe im ersten Geschoss holen zahlreiche weitere Chancen aus den Gebäuden heraus, um das Zentrum noch grüner zu machen.

Der Vorplatz öffnet das Nahversorgungszentrum zum Quartier und entwickelt sich zum öffentlichen Quartiersplatz für alle. Durch die starke Reduzierung der befestigten Flächen kann Wasser leichter versickern und passt sich an das Schwammstadtkonzept an. Besonders wichtig ist hierfür der Erhalt der Bestandsbäume sowie die Pflanzung von weiteren Laub- und Obstbäumen, aber auch die Nutzung von Rasenfugenpflaster bei den Stellplätzen trägt dazu bei. Die restlichen befestigten Flächen werden dabei mit hellem Betonsteinpflaster ausgestattet. Ebenso werden zahlreiche Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten integriert, die beim Café im Norden oder am Quartiersplatz vorzufinden sind.Auch der Dachgarten und die Innenhöfe schaffen durch Sitzmöglichkeiten und Vegetation einen besonderen Ort zum Entspannen und Treffen.

 

Neben den Autostellplätzen wird besonders Wert auf eine hohe Zahl an Fahrradstellplätzen gelegt. An verschiedenen Standorten kann das Fahrrad abgestellt werden; auch Lastenräder und E-Bikes jeglicher Art finden Lademöglichkeiten und Abstellflächen, sodass das Nahversorgungszentrum modern und einladend wird. Unterstützt wird das ganze durch Stellflächen für Carsharing, Kleinst- und Leichtfahrzeuge und Flächen für Mischnutzung.

Bemerkenswert ist vor allem der Hochgarten der Kita, der im ersten Geschoss vorzufinden ist und durch breites Gebüsch geschützt wird. Neben Spielhügeln und Spielelementen gibt es auch hier weitere Laub- und Obstbäume, die in Kombination mit Beeten im Hochgarten sowie Innenhof zum eigenen Pflanzen und Verzehr durch die Kinder einladen.


Busso-Peus-Straße | Münster

Anerkennung | Busso-Peus-Straße

Münster

Konzept ❘ Eine Mitte, eine charaktervolle Vernetzung, ein Ringweg und die vorhandene, erweiterte Vegetation sind Grundlage des Konzepts für das Münster Modellquartier 2. Dieser „Naturhybrid“ soll ein internationales Demonstrationsprojekt dafür sein, wie nachhaltiger Wohnungs- und Universitätsbau mit intensiver Aufforstung, erhöhter Artenvielfalt und zirkulärem Ressourcendenken in einem suburbanen und stadtnahen Gebiet kombiniert werden können. Es entstehen dichte und sozial vernetzte Nachbarschaften. Wichtig ist eine städtische Struktur im Zentrum, die Bildung, Austausch und Gemeinschaft provoziert und sich entlang der „Alleestraßen“ erweitert.

Die Stadt-Naturlandschaft ❘ Die Stadt und die Universität verschmelzen zu einem dichten Unterzentrum. Die vorhandene Vegetation wird zum Ausgangspunkt für einen Park – für eine Stadt-Naturlandschaft. Das Städtebauprojekt soll zu einem Labor für die Entwicklung einer engen Symbiose aus Wohn- und Arbeitswelten in stadtnahen Gebieten werden und der Stadt Münster helfen ihre ehrgeizigen Ziele im Natur- und Klimaschutz umzusetzen. Die Überlagerung der Nutzungen ermöglichen eine neue Urbanität an Rande der Stadt. Eine Mitte und bauliche Dichte, eine konsequente Vernetzung mit der Umgebung, der starke Rahmen der Baumstrukturen und ein Saumpfad durch den intensiven Naturgarten sind Grundlage unseres Konzeptes für das Modellquartier 2 in Münster.

Freiraumkonzept ❘ In der Mitte des neuen Quartiers bildet ein zentraler Platz das Herzstück – ein Forum. Hier verdichten sich die Angebote für den Austausch, das Lernen und Forschen. Offene Hofgemeinschaften, die sich um den zentralen Platz herum formen, gehen in die Landschaft über. Ihre informelle Gestalt ermöglicht eine vielfältige Aneignung und wird durch die „offenen“ grünen Oberflächen geprägt.
Des Weiteren wird das Quartier von einem offenen Landschaftsraum umgeben, dessen Wiesen für Spiel und Sport vorgesehen sind und die zusätzlichen Raum für Tiergehege und den Lerngarten bieten.
Ein blühendes Staudenfeld mit Spazierweg und Joggingkurs umgibt die Allende. Dieser dient als Pausen- und Feierabendzerstreuung und der Verbindung der einzelnen Hofgemeinschaften.
Vorhandene Baumreihen der Naturdenkmale bleiben unberührt, werden ergänzt und bilden eine räumliche Fassung. Die Appelbreistiege wird behutsam und mit schmalen Brücken über den vorhandenen Gräben gequert. Diese Querung ist auf ein Mindestmaß begrenzt und ausschließlich für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen ausgewiesen.
Der Grünzug am Kinderbach im Norden des Grundstücks wird bis unmittelbar an den zentralen Platz des neuen Quartiers herangeführt. So bekommen die vorhandene Hofanlage und noch kleinere Einzelgebäude des Quartiers ein üppiges Grün als Umgebung.

Wege- und Verkehrskonzept ❘ Sternförmige Allee-Straßen erschließen das Gelände. Sie knüpfen an das vorhandene Wegenetz an und treffen sich in der Mitte des Grundstücks. Sie vernetzen das neue Quartier mit den Nachbarschaften wie dem Forschungscampus, der Innenstadt Münsters, oder auch dem Zentrum von Gievenbeck. Die wichtigste Verbindung stellt der Weg aus der Innenstadt über den Forschungscampus bis zum Zentrum des neuen Quartiers dar. Die Kreuzung mit der Busso-Peus-Straße wird durch einen Baumkreis betont und die neuen Gebäude an der Westseite bilden ein Tor zum neuen Quartier. Von den insgesamt fünf Erschließungsstraßen sind vier ausschließlich für den Fuß- und Radverkehr vorgesehen. Jede Straße wird von Grünflächen gesäumt und von den Gebäuden räumlich gefasst.
Von Norden kommend, vom Gievenbecker Weg wird der MIV bis zum zentralen Platz unter die Tiefgarage geführt. Anlieferungs-, Rettung- und Müllfahrzeuge können auf einer Ringstraße durch das Quartier fahren. Die Hofgemeinschaften können über die Schotterrasenflächen angeliefert werden.

Entwässerungskonzept ❘ Der Entwurf verfolgt das Prinzip der „Schwammstadt“ mit den Komponenten Verdunstung, Speicherung und Versickerung von Niederschlagswasser. Sofern die Oberflächenmaterialien eine geringe Verdunstung bzw. Versickerung zulassen, wird das auf den Freiflächen anfallende Niederschlagswasser durch geeignet ausgebildete offene Gräben oder über angelegte Quergefälle der Wege und Plätze über Rinnen zu Mulden und Tiefbeeten geführt. Diese sind durch entsprechende Bepflanzung, z.T. mit Bäumen, für eine hohe Verdunstungsleistung ausgelegt und so gestaltet, dass sie zusätzlich die Aufenthaltsqualität sowie das Mikroklima verbessern.
Zusätzlich werden Rückhalteräume zur temporären Speicherung des Niederschlagswassers für eine verzögerte Weiterverwendung genutzt. Ein Teil dessen wird über Rigolensysteme, Baumriogolensysteme und ergänzend mit Unterflursystemen zur Wasserspeicherung und Grundwasserneubildung genutzt.


Kalkumer Schlossallee | Düsseldorf

3. Preis | Kalkumer Schlossallee

Düsseldorf

Landschaft formt Stadt

In Zusammenarbeit mit schneider+schumacher

Die Konzeption „Landschaft formt Stadt“ sieht ein naturbezogenes und nachhaltiges Quartier vor, bei dem die herausragende Qualität der zu entwickelnden Siedlungsfläche mit der exponierten Lage zum offenen Landschaftsraum, der Nähe zum Rhein sowie der historischen Altstadt Kaiserswerth berücksichtigt wird.

Städtebaulich-freiraumplanerisches Konzept

Die Identität wird durch eine direkte Einbindung der Landschaft und durch die Mischung der Wohnformen geprägt. Der Grün- und Freiraum erstreckt sich von der Bahnstation Kalkumer Schloßallee zum Landschaftsraum (in Richtung Bach-Aue) und gliedert die städtebauliche Figur in einen Mehrgenerationen-Campus im Westen und einen Bildungs-Campus im Süden des Planungsgebietes. Hierdurch bildet sich ein klar definierter Ortsrand, der den Sichtbezug zur offenen Landschaft formuliert. Durch die Formung des Landschaftsraumes zwischen den Siedlungsteilen gelingt eine starke Ventilation und Durchgrünung. Für die Bewohner*innen wird der Raum als Naherholungsbereich erlebbar. Durch das übergeordnete Fuß- und Radwegenetz gelingt über den offenen Landschaftsraum die Vernetzung mit den umliegenden Siedlungsteilen. Die städtebauliche Ordnung definiert miteinander vernetzte Baufelder, im Sinne eines „Urbanen Dorfes“, die eine vielfältige und flexible Baustruktur für verschiedene Wohnformen und Architekturen, und für mehrere Generationen, vorsieht.

Verkehrs-/Mobilitätskonzept

Das Gebiet kennzeichnet sich durch eine hervorragende Erschließung mit ÖPNV. Diese wird durch die Bahnstation „Kalkumer Schlossallee“ im Südwesten und „Am Mühlenacker“ im Nordwesten sowie durch eine Linienbushaltestelle in der Kalkumer Schlossallee gewährleitet. Das Konzept sieht vor, dass nur eine leistungsfähige Straßenanbindung des Quartiers im Süden an die Kalkumer Schlossallee realisiert werden soll.

Freianlagen

Alle Platz- und Straßenräume folgen dem Prinzip der Schwammstadt mit einem möglichst hohen Anteil an unversiegelten Flächen. Bei den benötigten versiegelten Bereichen wird darauf geachtet, möglichst großflächig versickerungsfähige Beläge zu verwenden. Zusätzlich werden die Grünflächen leicht vertieft angelegt, um Regenwasser rückzuhalten und direkt vor Ort versickern und verdunsten zu können. Dieser Mix aus grünen und befestigten Flächen, bietet zusätzlich eine hohe Abwechslung an Aufenthalts- und Spielangeboten. Das Entrée in das neue Quartier bildet ein großer Platz, der die Bahnstation, die Schule und das neue Wohnquartier verbindet. Hier entstehen verschiedene Treff- und Aufenthaltspunkte für Jung und Alt, die durch große Grünflächen strukturiert werden. Im Wohnquartier entstehen durch den Dorfanger attraktive öffentliche Platz- und Spielstraßenbereiche ohne verkehrliche Belastung. Es bilden sich halböffentliche Wohnhöfe und die den Erdgeschosswohnungen zugewiesenen privaten und gemeinschaftlichen Grünflächen, woraus kommunikative Nachbarschaften resultieren. Der nördliche Abschluss erhält einen kleinen Platz mit Spielfläche als Entrée von der bestehenden Wohnbebauung. Die Pflanzenauswahl orientiert sich neben der obligatorischen Klimaresilienz der Großgehölze an einem blütenreichen, naturnahen Erscheinungsbild mit hoher Trockenheitsverträglichkeit, was nicht nur die Biodiversität stärkt, sondern über das ganze Jahr abwechslungsreiche Blühaspekte bietet. An den Rändern zur Bahn und zum Schul-Campus werden kleine Klimawäldchen angepflanzt, die als Puffer zur Bebauung wirken. Alle Fußwege im Landschaftsraum werden locker von Obstbäumen begleitet und vernetzen sich mit dem Wegenetz der Umgebung – der Landschaftsraum behält so seine Weite. Es wird vorgeschlagen, den bestehenden Reiterhof Lindenhof in den Landschaftraum zu verlegen, da so eine zukünftige Erweiterung und Ausgestaltung ermöglicht wird. Die Sport- und Freizeitflächen, so auch die drei erweiterten Tennisfelder, werden so angeordnet, dass Synergien zur Nutzung der Freiflächen entstehen.