Max-Planck-Institut | Mülheim an der Ruhr
2. Preis | Max-Planck-Institut
Mülheim an der Ruhr
Städtebauliche Einfügung ❘ Der Campus der Max-Planck-Institute in Mülheim an der Ruhr wird durch den Neubau für die analytischen Abteilungen komplettiert. Der Bau fügt sich zwischen dem Hörsaalgebäude und dem Laborhochhaus ein, ohne sich unterzuordnen. Die gewünschte repräsentative, halböffentliche Verbindung vom Haupteingang im Hörsaalgebäude zum Laborhochhaus wird über einen zur Lembkestraße orientierten und vom Straßenraum aus einsehbaren Verbindungsgang hergestellt. Mit der Konzeption des Neubaus wird die Chance genutzt, nach außen ablesbare Lebens- und Begegnungsorte mit modernen Arbeitswelten zu verbinden. Das zentrale Element des „Wohnzimmers“ in jeder Ebene am Übergang zum Hochhaus mit Blick Richtung Innenstadt verdeutlicht dies und ermöglicht aus dem Straßenraum Einblicke in die Welt der Forschenden. So wie der älteste und repräsentative Bau des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Institutes am gleichnamigen Platz einen prägnanten Auftakt zum Campus nach Süden hin bildet, übernimmt dies nun der Neubau in Ergänzung zum Laborhochhaus auf der der Stadt zugewandten Nordseite.
Freiraumqualität ❘ Zentrales Herzstück auf dem Campus wird das neue, grüne Wohnzimmer im Hof, das das Angebot an kommunikativen Pausen- und Rückzugsorten über die eigentliche Hoffläche hinaus erweitert. Der Hof selbst erfüllt alle Anforderungen an Anlieferung und Rettungswege und lässt genug Raum für kleine und große Feste. Seine Versiegelung bleibt dabei auf ein Mindestmaß beschränkt. Der Niveauausgleich in den Grünflächen über eine Terrassierung der Rasenflächen mit Sitzstufen, die zum Verweilen einladen. Die Gefälle auf dem unteren Hofniveau führen das Oberflächenwasser sicht- und erlebbar in Richtung der Grünflächen. Die markante Materialität der Oberflächen im Bereich der Neubauten der CEC in Form von polygonalen Platten wird im Hof fortgesetzt, um die Gestaltung zu vereinheitlichen. Ebenso wird die vorhandene attraktive Gräserpflanzung überall dort fortgeführt, wo sich eine aktive Freiraumnutzung nicht anbietet, wie z. B. an der Lembkestraße oder längs des Neubaus der CEC im Norden des Hofes.
Architektonische Qualität ❘ Der Neubau reagiert an den Übergängen zum Hörsaalgebäude auf der einen und dem Laborhochhaus auf der anderen Seite auf die jeweilige Grundrissorganisation und Geschosshöhe. Fassadenmaterialien greifen einerseits die Farbigkeit der bestehenden Gebäude auf, andererseits wird auf nachhaltige Materialien zurückgegriffen. Auf der Hofseite wird ein neuartiges vertikales Begrünungssystem in die Fassade integriert. Das System wird saisonal bewirtschaftet: Die automatisch bewässerten Module werden im Frühjahr mit Samen bestückt, im Sommer wachsen die Pflanzen, im Herbst werden sie inklusive des kompostierbaren Rankgerüsts „geerntet“. Dabei entfällt der Aufwand für Rückschnitt und Laubentsorgung und der positive Energieeintrag von Sonne und Licht im Winter wird nicht beeinträchtigt.
Nachhaltigkeit und Materialität ❘ Dem Leitgedanken des nachhaltigen und zukunftsfähigen Bauens folgend zeichnet sich das Konstruktionssystem durch eine restriktionsarme, vorfertigbare und minimierte Grundstruktur aus. Die vorelementierten Verbunddecken und teilvorgespannten Hohlkörperdecken mit hoher Steifigkeit sorgen für eine geringe Schwingungsanfälligkeit. Zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit wird CO2-armer Beton mit einem Anteil an recyceltem Zuschlag eingesetzt. Die Gründung erfolgt auf einer elastisch gebetteten Bodenplatte. Die Außenhülle wird aus einer nichttragenden, hocheffizienten und bereichsweise energieerzeugenden Fassade aus Holz, Glas und PV-Modulen gebildet.
Gartenstadt Allendorf | Bad Salzungen
1. Preis | Gartenstadt Allendorf
Bad Salzungen
In Zusammenarbeit mit Benkert Schäfer Architekten
Für den Freiraum wird eine attraktive Abfolge vom öffentlichen zum privaten Grün vorgeschlagen – von der „grünen Mitte“ am Hang, über die intimeren Wohnhöfe mit Treff und Mietergärten, bis zu den Privatgärten direkt am Haus – großzügige Balkonzonen und Fassadenbegrünungen ermöglichen auch in den oberen Geschossen Grünbezug mit eigenen Anbaumöglichkeiten. Das weitgehend autofreie Quartier wird von außen erschlossen, für den ruhenden Verkehr werden ausreichende Parkmöglichkeiten an den Randzonen angeboten. Für Rettungsfahrzeuge und individuelle Anlieferungsmöglichkeiten stehen Aufstellflächen und Besucher- und Behindertenstellplätze in max. 50m Entfernung an jedem Gebäude zur Verfügung, ruhige Spielstraßen ermöglichen die direkte Erreichbarkeit jeder Wohnung.
Die städtbauliche Struktur der neuen Gartenstadt Allendorf wird in einer Grünfläche eingebettet, welche eine üppige Bepflanzung mit verschiedenen Baumarten sowie Strauch-, Stauden- und Gräserpflanzungen aufweist, mit dem Ziel ein hohes Maß an Biodiversität zu erzielen und einen vielfältigen Lebensraum für Mensch und Tier zu erzeugen. Es wird ein geringer Versiegelungsgrad angestrebt, um so einen hohen stadtklimatischen Komfort zu bilden. Das Ziel ist es die Gartenstadt zu einem attraktiven Landschaftsraum, mit einer ineinanderfließenden Grünstruktur, zu entwickeln, welche einen parkähnlichen Charakter aufweist und so ein hohes Maß an Freiraumqualität erzeugt.
Die Freiraumstruktur des Quartiers weist private, halböffentliche und öffentliche Freiflächen auf, die den Bewohner Rückzugsorte und Orte des Zusammenkommens anbieten und so ein vielfältiges und attraktives Aufenthaltsangebot generieren. Die städtebauliche Struktur lässt mehrere halböffentliche Innenhöfe entstehen, welche barrierefreie Orte mit multifunktionaler Nutzung darstellen und zwischen den Anwohnern räumlich vermitteln.
In die angrenzende Umgebung vernetzt sich das Quartier und erzeugt Verbindungen zu der Innenstadt und dem historischen Gradierwerk und stellt damit einen wichtigen Baustein in der übergeordneten Stadtstruktur dar. Ein besonderes Freiraumpotenzial stellt die „grüne Achse“ im Zentrum der Gartenstadt dar, welche verbunden mit den Innenhöfen als eine große Gartenlandschaft verschmilzt und dem Ort einen einheitlichen, unverwechselbaren und ortstypischen Charakter verleiht. Sie ist auch, wie die anderen Bereiche der Gartenstadt, barrierefrei gestaltet und verbindet terrassenartig, mit eingefriedeten Spiel- und Aufenthaltsbereichen, alle Bereiche des Quartiers von Nord nach Süd und Ost nach West. Der Quartiersplatz bildet den Kopf der „grünen Mitte“ zentral im Quartier und lässt einen klar definierten Ort des Zusammenkommens entstehen.
Im Wohnhof 1a sind für die Anwohner zwei Laubenhäuser vorgesehen, um Fahrräder und Müllcontainer unterzubringen. Zusätzlich gibt es in der Hofmitte ein kleines Gartenhaus um Gartengerätschäften und -möbel unterzubringen. Die Höfe besitzen halböffentliche Freiflächen, wie einen Hofplatz, Nachbarschaftsgarten und Gemüsegärten und generieren so Freizeit- und Erhohlungsfunktionen für die Anwohner.
Es wird angestrebt das anfallende Regenwasser innerhalb des Quartiers zu entwässern und dadurch Synergien zu erzeugen, die positive klimatische als auch gestalterische Aspekte generieren. Anfallendes Regenwasser wird in die angrenzenden Freiflächen geleitet und in Mulden und Retentionsflächen aufgefangen. Versiegelte Flächen werden ebenfalls in die angrenzenden Grünflächen entwässert und falls notwendig in offenen Mulden gesammelt. Ein Teil des anfallenden Regenwassers wird in Unterflurrigolen gesammelt und den Bäumen zugeführt. Ziel ist es das anfallende Regenwasser innerhalb des Quartiers zu versickern, zu speichern und zu verdunsten und dadurch das Mikroklima zu verbessern.
Das Freiraumkonzept hat das Ziel räumlich vielfältige und differenzierte Freiraumtypologien zu bilden, die das Quartier strukturieren und ihm, in Kombination mit dem Städtebau, Identität verleihen. Auf klimatische Aspekte wird besonderes Augenmerk gelegt, was durch den geringen Versiegelungsgrad und dem damit verbundenen hohen Versickerungsgrad und der hohen Biodiversität zum Ausdruck kommt.
Neubau Campus Mathematik und Informatik Universität Münster | Münster
3. Preis | Neubau Campus Mathematik und Informatik Universität Münster
Münster
In Zusammenarbeit mit Atelier30
Das Städtebauliche Konzept lagert den Neubau mit Rückspringen entlang der Einsteinstraße an, wodurch der Hauptzugang ins Gebäude und der Zugang zu Campus definiert wird. Es entsteht ein zentraler Campusplatz mit zonierten Grünflächen und Wegen, die attraktive Freiflächen und logische diagonale Durchquerungen schaffen.
Es gibt eine straßenbegleitende Bepflanzung aus Feldahorn und Grüne Inseln mit schattenspendender Bepflanzung aus klimaresistenten Blauglockenbäumen und japanischen Schnurbäumen in Gruppen mit integrierten Sitzbänken. Das Plateau des Institutsgarten im 3.OG bildet einen begehbaren grünen Freibereich mit hoher Aufenthaltsqualität. Durch eine fußläufige Durchwegung in Verbindung mit einer Begrünung aus Kleingehölzen, Sträuchern, Hecken und Gräsern entsteht in diesem Bereich eine zusätzliche, räumliche Vernetzung der Seminarbereiche, welche den einzelnen Instituten zugeordnet sind.
Diverse Sitzmöglichkeiten mit Sonnensegel und Pflanzgefäßen laden zum Verweilen und wissenschaftlichen Gespräch ein. Das nachhaltige Konzept umfasst ein CO2 neutrales Gebäude mit klimarelevanten Aspekten. Für die Landschaftsarchitektur bedeutet dies begrünte Fassaden- und Dachflächen, Regenwassernutzung zur Bewässerung der Pflanzflächen, Unterstützung der Biodiversität und des Mikroklimas.
Grünes Viertel Stephansstift, Baufeld 5 - Pflegeheim, Seniorenwohnen | Hannover
Anerkennung | Grünes Viertel Stephansstift, Baufeld 5 – Pflegeheim, Seniorenwohnen
Hannover
In Zusammenarbeit mit RKW Architektur +
Im Süden des neu entstehenden „Grünen Viertels“ befindet sich ein Pflegeheimneubau mit dazugehörigem Freiraum, welcher aufgrund seiner Lage als Entree in das neue Quartier fungiert. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, wurde ein großzügiger, offener Platzbereich aus wassergebundener Wegedecke geschaffen, welcher das Baummotiv aus dem südlichen Bestand aufgreift. Der große Platzbereich ist adressbildend und markiert den Haupteingang des südlichen Gebäuderiegels. Zudem wird der gesamte Platz als versickerungsfähige Fläche angelegt.
Der neu geplante Innenhof des Neubaus bildet das Freiraumherz und wird als eine großzügige Platzfläche, bestehend aus einer großen Grünfläche, eingefasst von Aufenthaltselementen, realisiert. Diese ermöglicht es die gebäudeinterne Nutzung in den Außenraum zu erweitern. Ergänzt wird der Innenhof um einen dichten Baumhain (Alnus incana), der sich von der Grünfläche in den Platzbereich auflöst und schattige Aufenthaltsorte schafft. Die Grünfläche im Innenhof ist als Retentionsraum topografisch ausgebildet und an ein Rigolen-Zisternen-System gekoppelt, welches einerseits Wasser an die Bäume abgibt und andererseits anfallendes Regenwasser speichert.
Die Gebäude umgebenden Flächen werden als Retentionsflächen ausgebildet. Ergänzt werden diese durch standortgerechte Stauden- und Gräserpflanzungen, die die Biodiversität fördern und ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild erzeugen.
Die gesamte Entwässerung funktioniert über eine offene Muldenentwässerung kombiniert mit Retentionsflächen, in denen Regenwasser gesammelt wird und langsam versickern kann. Ein Großteil des anfallenden Regenwassers kann somit auf dem Grundstück versickern bzw. verdunsten.
Plankerheide | Krefeld
3. Preis | Plankerheide
Krefeld
In Zusammenarbeit mit schneider + schumacher
Urbane Inseln im Grünen
Städtebaulich-freiraumplanerisches Konzept
Herausragende Qualität der neuen Quartiere ist die Lage zwischen dem parkartigen Friedhof und dem Naturschutzgebiet des Bruchs. Das Konzept organisiert die Quartiere als Inseln im Grünraum und schafft Verbindungen über Grünkorridore zwischen Friedhof und Feldern. Es entstehen überschaubare Siedlungszusammenhänge, die jeweils eine eigene Mitte und unterschiedliche Schwerpunkte besitzen. Diese Schwerpunkte entsprechen den funktionalen Anforderungen, die ihrerseits auf die Lage zum Fischelner Stadtkern als auch auf die verkehrliche Anbindung Bezug nehmen. So erscheint es sinnvoll, die öffentlichen Funktionen Haus der Bildung mit Grundschule, Elternzentrum und Kita, sowie die Sporthallen im Norden anzuordnen, wo die Straßenbahn und die K-Bahn eine günstige Verkehrsanbindung darstellen. Hier ist auch einem Parkhaus und einigen Halteplätzen eine zugängliche Lage gewählt, die nicht das Durchqueren der Wohnquartiere erfordert, um beispielsweise Kinder von Schule oder Kita abzuholen.
Die Fläche an der Kölner Straße ist bereits jetzt durch den südlichen Friedhofsbereich von den anderen Flächen der Entwicklung abgetrennt. Daher liegt es nahe, hier einen eigenen urbanen Dorfzusammenhang zu etablieren. Neben den Wohngebäuden mit Reihenhäusern, Doppelhäusern und Wohnungsbau befindet sich hier, wie in den anderen beiden Inseln, ein auf die Anzahl der notwendigen Stellplätze angepasstes oberirdisches Quartierparkhaus. Die mittlere Insel, die östlich an die Friedhofsfläche anschließt, weist eine ähnliche, jedoch etwas organischere Struktur auf. Auch hier befindet sich am nördlichen Eingang zum Quartier eine Quartiersgarage, an der zusätzlich zum Parken auch umgestiegen werden kann. Die Inseln selbst besitzen unterschiedlich große Blocks, die halboffen um einen Hof herum bebaut sind. Diese Struktur nimmt Bezug zu den in dem benachbarten Landschaftsraum vorhandenen Vierkanthöfe und interpretiert diese weiter. Die Bebauung der Hofzusammenhänge weist alle verschiedenen Wohnformen auf, um eine gute soziale Mischung und Interaktion zwischen den Generationen zu ermöglichen.
Verkehrs-/Mobilitätskonzept
Grundlage des Konzepts ist der Gedanke, ein verkehrsarmes Quartier zu schaffen, das nicht vom MIV durchquert werden soll. Die bestehende Verbindung am Rand des Gebiets zwischen Eichhornstraße und Kölner Straße soll weiterhin nur für Fahrradfahrer und Fußgänger reserviert sein. Eine neuer, großzügiger Verkehrsraum verbindet die Zentren der Inseln miteinander und ist als Shared Space konzipiert. Nur wenige private Kfz sollen dort unterwegs sein, perspektivisch soll hier das selbstfahrende Shuttle verkehren. Der von Bäumen gesäumte Straßenraum bietet allen Verkehrsteilnehmern Platz und ist durch Möblierung, Beläge und hochwertige Ausstattung ein Raum für Begegnungen der Quartiersbewohner. Die Quartiersgaragen beinhalten in den Obergeschossen die Stellplätze, im Erdgeschoss sollen zusätzliche Nutzungen wie ein Fahrradladen mit Werkstatt, Kiosk, wenn möglich ein Café und natürlich eine Fahrradgarage sowie Möglichkeiten zum Ausleihen von Fahrrädern, E-Bikes, Lastenrädern, Rollern, Bollerwagen zum Transport von Einkäufen nach Hause usw. vorhalten. Das Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer schließt so gut wie möglich an die Wege der Umgebung und des Friedhofs an und entwickelt sie weiter in die Quartiere.
Freiraum: Gestaltungselemente
Die städtebauliche Figur gliedert den Freiraum sehr selbstverständlich in attraktive öffentliche Platz- und Spielstraßenbereich ohne verkehrliche Belastung, halböffentliche Wohnhöfe und die den Erdgeschosswohnungen zugewiesenen privaten Grünflächen. Alle Platz- und Straßenräume folgen dem Prinzip der Schwammstadt mit einem möglichst hohen Anteil an versickerungsfähigen Belägen, eingesenkten Baumbeeten zur Regenwasserretention und einem ausgewogenen Mix aus grünen und befestigten Flächen, um ein optimales Aufenthalts- und Spielangebot zu schaffen. Wo sinnvoll, wird das Regenwasser in offenen Rinnen und Gräben geführt und nach Möglichkeit noch im Gebiet versickert. Alle Fußwege im und durchs Quartier vernetzen sich auf selbstverständlicher Weise mit dem Wegenetz des Friedhofes und der sonstigen Umgebung. Die Pflanzenauswahl orientiert sich neben der obligatorischen Klimaresilienz der Großgehölze an einem blütenreichen, naturnahen Erscheinungsbild mit hoher Trockenheitsverträglichkeit, was nicht nur die Biodiversität stärkt, sondern abwechslungsreiche Blühaspekte das ganze Jahr hinweg bietet. Die Möblierung in zeitloser Gestaltung unter dem Motto Less-is-More zielt auf einen möglichst hohen Gebrauchswert für alle Altersgruppen und wird in robuster, vandalismussicherer Ausführung errichtet. Bei hinreichendem Interesse ist die Ausweisung von Flächen für Social Farming in den Blockinnenhöfen denkbar. Diese sind als Treffpunkt für die engere Nachbarschaft mit Spielmöglichkeiten für die jüngeren Kinder, kommunikativen Bank- und Tischgruppen und hinreichend Rasenflächen zum Spielen und Lagern konzipiert.
Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Ein nachhaltiges Quartier definiert sich vor allem durch wandelbare, flexible aber dauerhafte Strukturen der Erschließung und Bebauung. Materialien und Ausstattung sind hochwertig, dabei durchgängig als kreislaufwirtschaftsfähig geplant. Die Versiegelung ist so gering wie möglich, dies ist durch eine Reduktion der befahrbaren Flächen erreichbar. Naturnahe Gestaltung der Wiesenflächen begünstigen die Artenvielfalt und den Wasserhaushalt, auch die Fortsetzung des charakteristischen Baumbestandes vom Friedhof her in die Grünkorridore sorgt für ein angenehmes, kühles Mikroklima. Platzflächen werden sparsam befestigt, Aktionsflächen können auch mit wassergebundener Decke ausgeführt werden und sind durch typische Platzbäume (z.B. Platanen) beschattet und mit Wasserflächen bzw. Brunnen aufgewertet. Die Hofflächen sind durch die fehlende Unterbauung mit Tiefgaragen geeignete Standorte für schattenspendende Baumpflanzungen, sodass insgesamt ein durchgrüntes, baumbestandenes Quartier entsteht, das ein günstiges Klima für Mensch und Umwelt aufweist.
Beliebte Quartiere sind nachhaltige Quartiere: Anknüpfend an die großzügigen, baumbestandenen Wohngebiete des Krefelder Nordens, soll hier ein Quartier mit einer generösen, entspannten Atmosphäre entstehen, mit dem sich die Bewohner gern identifizieren und das ein modernes, lässiges und vielfältiges Dasein im Einklang mit der Umgebung ermöglicht.
Ersatzneubau Hainberg-Gymnasium | Göttingen
1. Preis | Ersatzneubau Hainberg-Gymnasium
Göttingen | In Zusammenarbeit mit Pape+Pape Architekten
Der Ersatzneubau für das Hainberg-Gymnasium sowie der Rückbau der bestehenden Schultrakts aus den 70er Jahren eröffnen die Möglichkeit, den Schulcampus an diesem Standort zu überdenken und neu zu strukturieren. Hierbei gilt es, die Qualitäten des Schulstandortes herauszuarbeiten und wesentliche Funktionen sowohl in der funktionalen Zuordnung der Gebäude zueinander als auch die freiräumlichen Zusammenhänge im Gesamtkontext zu formulieren. Mit seiner starken Adressierung zum Friedländer Weg wird das Bestandsgebäude auch weiterhin die Hauptanlaufstelle des Hainberg-Gymnasiums bleiben.
Kompakte Baufigur – kleiner Fußabdruck – Zusammenspiel mit Freiraum und Bestand
Der Neubau wird als kompakte 3-geschossige Gebäudefigur entwickelt, die sich flächensparend aus zwei gegeneinander versetzten Cluster-Bausteinen zusammensetzt. Ziel ist es, den neuen Baukörper trotz des schwierigen Grundstückszuschnitts bestmöglich in den bestehenden Kontext zu integrieren, so dass dieser sowohl in den Dialog mit den Bestandsgebäuden als auch in ein symbiotisches Zusammenspiel mit dem prägenden Baumbestand tritt. Um den für die Lernatmosphäre elementar wichtigen Bezug zum umgebenden Freiraum optimal auszunutzen, ist es erforderlich, die Grundfläche des Neubaus so gering wie möglich zu halten.
Setzung – Aufweitung, Adressierung – Zäsur als räumliche Gliederung
Der Neubaukörper wird in seiner Setzung und Modellierung so auf dem Grundstück positioniert, dass eine neue, städtebaulich ablesbare Adresse zur nordwestlichen Lohbergstraße ausgebildet wird.
Durch den Versatz entsteht ein räumlich gefasster Vorplatz, der ein einladendes Entrée für das Schulgelände an dieser Stelle ausbildet und im Zusammenspiel mit den Bestandsbaukörpern ein offenes, erlebbares Zentrum innerhalb des Schulcampus formuliert. Die selbstverständliche Herleitung des Eingangs aus dem Gebäudeversatz erzeugt eine logische und gut auffindbare Lage des Gebäudezugangs.
Äußere Erschließung
Erschlossen wird der Neubau über den zentralen Vorplatz, der sowohl die Zuwegungen über den Friedländer Weg (Haupteingang) als auch über beide Seiten der Lohbergstraße aufnimmt und in den zentralen Gebäudeeingang des Neubaus überleitet.
Differenzierte Raumsequenzen
Die räumlich gefasste Situation vis-à-vis der Turnhalle erzeugt eine bewusste Engstelle zwischen dem neuen Vorplatz und der räumlichen Aufweitung vor den Sportfeldern und zum inneren Schulhof. Durch die Abfolge unterschiedlich weiter und enger Raumsequenzen entstehen so spannungsvolle, differenzierte und abwechslungsreiche Erlebnis- und Aufenthaltsräume über das gesamte Campusgelände.
Einbindung in den Baumbestand – Zonierung des Grundstücks – Zusammenspiel Gebäude/Außenraum
Der Schulstandort zeichnet sich wesentlich durch die parkartige Einfassung mit teils bedeutendem Baumbestand aus. Durch die Positionierung des Baukörpers werden eindeutige Zugangssituationen und zonierte Außenräume geschaffen, die mit der Gebäudenutzung korrespondieren. Durch die Setzung des Baukörpers kann der wertvolle Baumbestand auf dem Baugrundstück in großen Teilen erhalten werden und prägt auch in Zukunft die charaktervolle Atmosphäre des Campus-Geländes und der Schulhöfe. In seiner Großzügigkeit, Zonierung und den unterschiedlichen Angeboten lockt der Außenraum zum Lernen, Herausgehen, bietet Bewegungs- und Freiraum, Naturerfahrung, Kühle, Lichtspiel und Schatten.
Naturerlebnis – Mehrwerträume in Grundstücksecken – Grüne Lerngärten und „Grüne Klassenzimmer“
Die in den schiefwinkligen Grundstücksecken verbleibenden „Resträume“ werden in wertvolle Lerngärten gewandelt, die im direkten Kontext mit den Lernclustern bzw. Multifunktionszonen der Jahrgangsstufen stehen und von jeder Ebene aus schnell über außenliegende Treppen erreicht werden können. Komplettiert wird das Naturerlebnis über die clusterweise an den Gebäudequerseiten angeordneten „grünen Klassenzimmer“, die sich als überdachte Terrassen in den Freiraum schieben und das Lernen in Höhe der Baumkronen ermöglichen.
Erdgeschoss – zentraler Marktplatz, Drehscheibe und Verteiler
Das großzügige Foyer bildet den zentralen Ankommens-, Begegnungs-, Lern- und Pausenort des Schulneubaus. Ein weit auskragendes Vordach leitet als Verlängerung in den Außenbereich über.
Im Inneren bindet das weiträumige Foyer an das zentrale offene Atrium mit Erschließungstreppe sowie die breite Freitreppe zur Mensa (im UG) an und lässt spannungsvolle Blickbeziehungen in alle Geschossebenen und in die angrenzenden Außenbereiche entstehen. Die Lehrkräftestation und das Beratungsbüro werden zentral (und mit Blickbezug) in die Foyerfläche eingebunden.
Untergeschoss – Mensa als zentraler Veranstaltungsort mit Freiluft-Theater
Aufgrund der beengten Grundstückssituation und dem Mehrwert der erdgeschossigen Außenraumflächen wird der Speiseraum im Untergeschoss platziert und als multifunktional nutzbarer Speise- und Veranstaltungsbereich konzipiert, der sich fließend in den Außenraum erweitern lässt. Eine breite Freitreppe aus Holz, die flexibel als Tribüne, Lern- oder Essplatz genutzt werden kann, leitet übergangslos ins Foyer sowie in die angrenzende Freifläche des Erdgeschosses über.
Der Mensa-Hof wird – analog zum Verlauf der Freitreppe – mit organisch geformten, bepflanzten Gras-Sitzstufen auf das Höhenniveau der Mensa heruntermodelliert, so dass ein theaterartig ansteigender Außenraum mit eingestreuten Sitzstufen entsteht. Hierdurch entsteht ein Ort, der sowohl als Ess-, Freizeit- und Ruhebereich als auch als Freiluft-Arena (z.B. bei Konzerten und Veranstaltungen) genutzt werden kann und einen einzigartigen Mehrwert für das Schulgelände darstellt. Zum Schutz vor Regen und Sonne kann der Hof mit einem textilen Segel überspannt werden.
Die Mensa kann (muss aber nicht) über eine eigene Anlieferung vom Kleperweg beliefert werden. Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit auf die externe Anlieferung zu verzichten und über den Haupteingang anzuliefern.
Obergeschoss – attraktive Pausen- und Lernzone mit Außenraumbezug
Auch im Obergeschoss wird der zentrale Erschließungsbereich als Multifunktionsfläche mit Außenraumbezug entwickelt, die sich in Querrichtung durch das Gebäude hindurchsteckt. So lässt sich die Fläche flexibel als zusammenhängende Pausen-, Ausstellungs-, Freizeit- und Selbstlernzone mit zwei Außenterrassen nutzen. Bei Bedarf kann an den Außenseiten jeweils ein separater, über ein mobiles Trennwandsystem teilbarer Multifunktionsraum (01.04) von der Fläche abgetrennt werden.
Doppeljahrgangscluster mit Freiraumbezug
Im Erdgeschoss sowie im 1. Obergeschoss wird je ein Doppeljahrgangscluster angeordnet, das von der zentralen Erschließungszone aus zugänglich ist. Die Cluster gruppieren sich um offene, helle Selbstlernzonen, die über die offen und transparent gestalteten Gruppen- und Mehrzweckräume mit dem Freiraum verbunden sowie über Blicköffnungen in den Klassenraumwänden belichtet werden.
Grüne Klassenzimmer
Überdies erhält jedes Cluster eine eigene Terrasse zum Freiraum (Grünes Klassenzimmer mit Blick in die Baumkronen) sowie einen Zugang zum angrenzenden Lerngarten.
Freiraum
Durch die geschickte städtebauliche Setzung des Neubaus auf dem knapp bemessenen Grundstück entsteht ein Campus mit einer klaren Abfolge von in ihrer Zuordnung zum Lerngeschehen fein differenzierten Freiräumen. Neben den Lerngärten und Grünen Klassenzimmern im EG und im 1. OG, die direkt den Lernlandschaften des Neubaus zugeordnet sind, wird die Mensa durch einen Senkgarten mit Terrassenfläche und tribünenartig modellierten Rasenterrassen mit Bänken in den Freiraum erweitert. Die kleinen Böschungen sind mit einer robusten, insektenfreundlichen Stauden- und Gräsermischung bepflanzt, so dass ein ganzjährig blühenden Mensagartens mit hoher Aufenthaltsqualität entsteht.
Eine Sitzstufenanlage, in die auch der barrierefreie Zugang zum unteren Niveau integriert ist, gleicht die unterschiedlichen Niveaus zwischen erhaltenem großem Pausenhof und den neuen Sportangeboten aus.
Auf der durch den Abriss freiwerdenden Fläche bleibt hinreichend Platz für einen Mehrzweck-Allwetterplatz, eine Weitsprung- und Hochsprunganlage, Callisthenics-Geräte und eine Boulderwand – ein Angebot, die in Diskussion mit den Nutzern noch weiter differenziert werden wird.
Alle Dächer werden als Biodiversitätsdächer mit maximaler Retention ausgeführt. Soweit es die Bodenverhältnisse zulassen, wird das Regenwasser aus Dach- und befestigten Flächen versickert.
Mobilität
Die Mobilitätsanforderungen werden vollumfänglich auf dem Wettbewerbsgrundstück abgebildet. Darüber hinaus werden zusätzliche Angebote wie z.B. ein Bikesafe, E-Ladestationen für PKW und Fahrräder vorgeschlagen.
Nordwestbahnhof Bauplatz 9 | Wien, Österreich
3. Preis | Nordwestbahnhof Bauplatz 9
Wien, Österreich | In Zusammenarbeit mit Schneider+Schumacher
Konzept
Der Entwurf „Glück am Gleis“ für den Grünhof vereint ökologische Nachhaltigkeit mit durchdachten Gestaltungselementen, um ein zukunftsfähiges und lebenswertes Wohnumfeld zu schaffen, das Öffentlichkeit genauso wie Privatheit mit allen Abstufungen zwischen den beiden Polen garantiert und ökologische und soziale Aspekte auf ausgewogene Weise berücksichtigt.
Freiraumkonzept
Der Innenhof schirmt sich als halböffentliche, den Bewohner*innen gewidmete Fläche durch eine Strauchpflanzung von der Spielpromenade ab. Randlich von Bäumen überstellt, bietet die große Wiese Raum zum Spielen und Ausruhen. Die Spielgeräte sind als langes lineares Spielgerät zusammengefasst und auf der Westseite zur Promenade hin platziert, sodass sie möglichst wenig raumgreifend sind. Die Bereiche für die Kleinsten und die größeren Kinder sind räumlich dezent voneinander getrennt. Sie erhalten jeweils Sitzgelegenheiten – zum Teil mit Tischen – für die Eltern. Weitere Tisch-Bank-Kombinationen sind abseits der Spielskulptur platziert, um sich zurückziehen zu können.
Zusätzlich wurde als Option eine Fläche für Urban Gardening im Innenhof integriert, um interessierten Bewohner*innen die Möglichkeit zu geben, auf einer gemeinschaftlichen Parzelle, jedoch auf dem eigenen Hochbeet, Gemüse und Kräuter zu ziehen.
Die privaten Terrassenbereiche grenzen sich durch eine Pflanzfläche mit einer Mischung aus niedrigen Blühsträuchern und hohen robusten Gräsern und Stauden vom Innenhof ab, so dass die Privatsphäre jederzeit gewahrt bleibt, aber auf abweisende Hecken verzichtet werden kann. Eine Aufkantung zwischen dem halböffentlichen Hof und der Abpflanzung der privaten Terrassenflächen sorgt hier zusätzlich für eine klare Trennung der Bereiche.
Die privaten Erschließungswege sind so konzipiert, dass sie nicht nur den Zugang zu den Wohnungen gewährleisten, sondern auch als Feuerwehrzufahrt- und Aufstellfläche dienen können.
Ein zentrales Element des hochbaulichen Entwurfs ist eine großzügige Fassadenbegrünung, bei der – je nach Exposition – ein ausgewähltes Sortiment robuster Kletterpflanzen verwendet wird, das das Mikroklima verbessert und zur natürlichen Kühlung der Gebäude sowohl durch die Verschattung als auch durch die Evapotranspiration der Ranker beiträgt. Die Begrünung der Fassaden schafft zudem ein attraktives, grünes Erscheinungsbild und unterstützt die Biodiversität.
Ehem. Lichtspieltheater Gloria-Palast | Weißenfels
3. Preis | Ehem. Lichtspieltheater Gloria-Palast
Weißenfels | In Zusammenarbeit mit ATELIER 30 Architekten
Entwurfsidee, Leitgedanke
Die geplante Sanierung des Gloria-Palastes bietet die Chance, sowohl die denkmalgeschützte Bausubstanz zu erhalten und die historische Lichtspieltheater-Architektur wieder herauszuarbeiten, als auch mit der vorgesehenen Umnutzung das historische Gebäude mit einer neuen Nutzung zu bespielen, die den wirtschaftlichen und funktionalen Gebäudeunterhalt ermöglicht. Die Sanierung des Bestandsgebäudes zielt darauf ab, die vorhandene Bausubstanz frei zu legen und zu sanieren. Gestaltabsicht ist es dabei, die Struktur und die Oberflächen möglichst nah am Vorbild der Lichtspieltheater-Architektur von 1928 mit Bezug auf Farben und Materialien wieder zu zeigen. Die für die vorgesehene Nutzung als Spielplatz erforderlichen Einbauten und Spielgeräte sollen als Möbel und Spielskulpturen in das sanierte Gebäude eingestellt werden, so dass eine abwechslungsreiche und attraktive Spiellandschaft mit flankierender Gastronomie entsteht. Spielerisch werden alle Gebäudebereiche einbezogen. Dabei reicht das Spektrum von Klettern, Rutschen über kreatives Spielen bis hin zu Experimentieren und einer Gaming Area. Das ehemalige Verwaltungsgebäude wird durch einen Neubau ersetzt, in welchem die erforderlichen Zusatzfunktionen platziert werden. Mit der direkten Anbindung an das Bestandsgebäude entwickelt sich so ein Standort mit vielen Möglichkeiten, zugleich stellt der Neubau die Verbindung zum Spielareal im Freien dar.
Freianlagen / Outdoor-Spielkonzept
In den Freianlagen wird das Konzept der unterschiedlichen Erlebnisebenen wieder aufgegriffen. So gliedert sich der Freiraum in zwei klar definierte Zonen mit unterschiedlichen Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten. Im Süden, in Abgrenzung zum Bahndamm, entsteht ein grüner Gehölzsaum, ein Erlebnisdschungel, aus Stauden und Heckenpflanzungen, der die Topografie des Geländes aufnimmt und von Süden nach Norden leicht abschüssig verläuft. Eine klare Kante definiert den verbleibenden Höhensprung von ca. 1 Meter und den Übergang zur angrenzenden Erlebnisebene, die sich auf Gebäude-Niveau befindet. Hier entstehen ein Außengastronomiebereich, sowie drei Spiel Bubbles, die durch ihre einheitliche Kreisform klar abzulesen sind und eine intime Spielatmosphäre bieten. Angebote zum Klettern, bouldern und Trampolin springen finden hier Platz und ergänzen die informellen Aneignungs- und Spielmöglichkeiten des Erlebnisdschungels um weitere Generationsübergreifende Angebote.
Ein skulpturales Klettergerüst akzentuiert die zentrale Spiel Bubble in der Mitte des Freiraums. Als verbindendes Element zwischen Außengastronomie Bereich, angrenzend an das Gebäude, und Spielbereich übernimmt es zudem eine leitende Funktion für die Besuchenden. Ein Aussichtsturm auf der Grenze zwischen der oberen und der unteren Erlebnisebene greift das für das Lichtspielhaus besondere Thema der Treppe und des Oben und Unten erneut auf. Spannende Ausblicke auf die Bahn und die Saale werden hier gewährt und eine visuelle Verbindung der unterschiedlichen Erlebnisebenen geschaffen. Sitzstufen und Sitzelemente bieten die Möglichkeit zum Aufenthalt, Baumneupflanzungen sorgen für Schatten und eine räumliche Gliederung des Außenbereichs. Eine gepflasterte Wegedecke wird im Bereich der Außengastronomie und im Bereich der nord-östlichen Zuwegung der hohen Frequentierung des Ortes gerecht. EPDM als Fallschutzbelag markiert die Spiel Bubbles. Die Farbigkeit der befestigten Beläge unterstützt die besondere Wirkung der grünen Fassade des Lichtspielhauses. Der hohe Anteil der ansonsten unbefestigten Flächen sorgt für ein angenehmes Mikroklima und entspricht den aktuellen Anforderungen an einen nachhaltigen und klimagerechten Freiraum.
Kernstadt | Borgentreich
3. Preis | Kernstadt
Borgentreich
Ein neues Zentrum für die Orgelstadt
Das Gestaltungskonzept für den innerstädtischen Bereich der Orgelstadt Borgentreich sieht eine Aufwertung des historisch bedeutenden Ensembles aus Kirche, Orgelmuseum und der umliegenden Fachwerkhäuser vor. Durch einen starken, grünen Rahmen wird ein mittig gelegener Platz gebildet, an dem sich die Kirche und das Orgelmuseum befinden und so eine neue Mitte schaffen, die dem Ort angemessen ist. Dieser Platz bietet Raum für generationsübergreifende Aufenthalte, Feste, Märkte und Treffen vor der Kirche. Durch angemessene Verschattungs-, Verdunstungsflächen und die Verwendung von hellen Materialien entsteht hier ein klimaangepasster Stadtraum.
Im Bestand befinden sich das Orgelmuseum und die Kirche ohne Bezug zueinander auf unterschiedlichen Seiten der Straße. Auch um die Gebäude herum fehlen die Raumkanten, die einen gemeinsamen Platz fassen würden. Durch die Schaffung eines grünen Rahmens, werden die benötigten Begrenzungen geschaffen. Der intensive grüne Rahmen bildet zu dem einen zukunftsfähigen Grünraum innerhalb der Stadt. Um die sommerliche Erwärmung der Freiflächen zu mindern, werden zusätzliche Bäume gepflanzt, die Schatten spenden und die Feuchtigkeit binden. Die bestehenden Rasenflächen rund um die Kirche werden zum Kirchgarten mit Staudenflächen und Sträuchern gewandelt. So kann wesentlich mehr Regenwasser versickern und verdunsten. Bei der Pflanzenauswahl wird eine Artenvielfalt berücksichtigt, so dass über das ganze Jahr hinweg immer Pflanzen blühen und so Nahrung für Insekten liefern. Gleichzeit sind die Pflanzen robust gegen längere Trockenperioden in den Sommermonaten. Der vorhandene Baumbestand wird in die neue Struktur integriert. Einzelne Bänke laden entlang der Kirche zum Verweilen im neuen Kirchgarten ein.
Der innerhalb des üppigen, grünen Rahmens entstehende offene und freie Platz bildet das neue ‚Herz‘ der Innenstadt von Borgentreich. Die Platzfigur gliedert sich dabei in drei Bereiche – ein Kirchvorplatz, ein kleiner zentraler Stadtplatz, der sich bis vor das Orgelmuseum zieht und ein weiterer, etwas zurückgezogener Platz hinter dem Museum.
Der direkte Eingangsbereich der Kirche bekommt einen Teppich aus großformatigen, gebrauchten Natursteinplatten.Hier kann bei Hochzeiten Spalier gestanden und sich nach den Gottesdiensten unterhalten werden. Die südlich verlaufende Bestandsmauer geht am Ende des Teppichs in zwei Stufen über, die zum Straßenraum hinunterführen. Damit wird der Kirchvorplatz zusätzlich gefasst und akzentuiert. Durch die natürliche Topografie auf dem Platz kann die Kirche ohne bauliche Einrichtungen über den Platz barrierefrei erschlossen werden.
Der neue Kleinsteinpflasterbelag aus Naturstein verbindet die Platzbereiche über die Straße hinweg und zieht diese zu einer Einheit zusammen. Der motorisierte Verkehr wird über den Platz geführt und durch den optischen und taktilen Wechsel durch das Material für die Platznutzung sensibilisiert. Durch die leichte Reduzierung der Fahrbahnbreite, zugunsten des Freiraums, entsteht ein großer, angemessener Bereich vor dem Orgelmuseum. Der Raum kann für Aufenthalt und Gastronomie genutzt werden.
Rund um den mittig auf dem Platz stehenden Bestandsbaum werden große Bänke, teilweise mit Rückenlehnen aufgestellt, die einen großzügigen Aufenthaltsbereich bilden. Der Baum wird mit einer offenen Baumscheibe, in die befestigte Platzfläche integriert. Um das zentrale Element herum entsteht ein Raum für Märkte und Feste, die den innerstädtischen Platz beleben. Die Möblierung des Platzes wird dezent und dem Ort angemessen vorgenommen. Die Materialien der Möbel bestehen aus zertifiziertem Holz und regional produzierten Materialien, um lange Lieferwege zu vermeiden.
Seitlich am Orgelmuseum vorbei gelangt man zum dritten Bereich. Der grüne Rahmen fasst auch diesen Bereich durch einen üppigen grünen Rücken. Der Platz erhält eine wassergebundene Wegedecke mit hellem Abstreu und setzt sich damit gestalterisch vom zentralen Stadtplatz ab und bekommt seine eigene Identität. Die Bestandsbäume werden auch hier in die neue Platzfläche integriert, um direkt große Kronen mit einem entsprechenden Schattenwurf zu haben. Ein Brunnen belebt den kleinen Platz und sorgt für eine angenehme Geräuschkulisse. Die Gastronomie verteilt sich um drei Seiten des Orgelmuseums und belebt so die angrenzenden Freiräume.
Der Straßenraum wird massiv durch neue Baumpflanzungen aufgewertet. Sowohl in der Bogenstraße, als auch in der Marktstraße wird das bestehende Motiv der Baumreihe durch Neupflanzungen ergänzt und geschlossen. Der Straßenraum erhält so eine wichtige, grüne Atmosphäre. Neu gepflanzt werden Klimabäume, die für die neuen Herausforderungen im Stadtklima geeignet sind. Alle neuen Baumpflanzungen erhalten eine Baumrigole, in der das anfallende Regenwasser der Gehwege und der Straße gesammelt und versickert wird. Gleichzeitig steht dem Baum bei längerer Trockenheit zusätzliches Wasser zur Verfügung. Die bestehenden Baumpflanzungen erhalten eine offene, begrünte Baumscheibe.
Der Straßenquerschnitt wird etwas reduziert, um mehr Raum für die Randbereiche zu schaffen. Die benötigte Breite für sich begegnende Busse bleibt erhalten. So kann mehr Platz für Fußgänger und den ruhenden Verkehr gewonnen werden und die Bäume bekommen ausreichend Raum für ihre Entwicklung. Durch die neuen Bäume wird sich das Stadtklima spürbar verbessern, da der Schattenwurf die Erwärmung der Pflasterflächen reduziert und anfallendes Wasser in den Grünflächen gehalten wird und dort versickern und verdunsten kann. Die Marktstraße wird durch ein niedriges Bord und eine offene Entwässerungsmulde markiert.
Die Bogenstraße bekommt durch die Umgestaltung einen offenen, grünen Charakter. Das anfallende Regenwasser läuft hier in die begrünten Baumscheiben der einreihigen Baumpflanzung und kann dort versickern und verdunsten. Die Fahrbahn selbst wird hier nur dezent durch Markierungsnägel definiert. Der Belag zieht sich über den gesamten Freiraum hinweg und schafft einen großzügigen Straßenraum, in dem alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen berechtigt werden. Stellplätze für Fahrräder und PKW entstehen zwischen den Baumpflanzungen. Zusätzliche Aufenthaltselemente laden zum Verweilen ein und beleben den Straßenraum.
Die Beleuchtung unterstützt das Entwurfskonzept mit unterschiedlichen Intensitäten. Die Straßenbeleuchtung wird wie im Bestand weitergeführt. Der neue zentrale Stadtplatz zwischen Kirche und Museum erhält zudem eine Sonderbeleuchtung, die den neuen Platz auch in den Dämmerungs- und Abendstunden zu einer Einheit macht. Kirchgarten und Rudolf-Reuter-Platz werden etwas dezenter, mit Pollerleuchten ausgestattet.
Entwurfskonzept, Proportionen und Ausstattung sollen den Charakter des Kleinstadtplatzes unterstreichen. Robust, grün und multifunktional steht er den Bewohner:innen zukünftig als neue Mitte zur Verfügung.
Auf dem Weg zum See | Inden-Schophoven
3. Preis | Auf dem Weg zum See
Inden-Schophoven
Inden Schophovens neue grüne Mitte.
Freiraumkonzept ❘ Das gesamte Umland wird in den kommenden Jahren einen großen Wandel durchlaufen. Ein raumumgreifendes Industriegebiet, das unzugänglich ist, wird zu einem weitläufigen Naherholungsgebiet mit See, das der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird. So wird auch Inden Schophoven einen starken Wandel durchlaufen. Dieser Wandel bietet eine große Chance für zukunftsfähige Entwicklungen, da an die Region nicht nur durch den Nutzungswandel große Anforderungen gestellt werden, sondern auch durch das sich ändernde Klima. Der Entwurf geht auf diese beiden wesentlichen Faktoren ein. Der zukünftige Park wird sich in das touristische Konzept der Region einbinden und gleichzeitig einen zukunftsfähigen Naherholungsraum mit Blaugrüner Infrastruktur bieten, während eine Sichtachse vom Gut Müllenark bis zum See gebildet wird. Als Ergänzung zur Gestaltung des Parks, wird auch das Gut Müllenark in die Gestaltung miteinbezogen. Hier wird in Zukunft auf den Tourismus eingegangen und ein begrünter Innenhof mit gemütlichen Sitzgelegenheiten für Gastronomie und Hotelbetrieb entstehen.
Blaugrünes Band ❘ Der Park erstreckt sich vom Gut Müllenark bis zur künftigen Seekante. Dabei verbindet ein geschwungener Weg diese beiden Orte wie selbstverständlich miteinander. Begleitet wird der Weg von einer ebenfalls geschwungenen Retentionsmulde, die sich im Verlauf bis zum See teilt und damit eine Insel ausbildet. Das Konzept sieht vor, dass nicht nur das auf dem Parkgelände anfallendes Regenwasser hier gesammelt wird, versickert und verdunstet, sondern auch das Regenwasser der umliegenden öffentlichen Bereiche in den Park und in die Retentionsmulde geleitet wird. So entsteht hier nach starken Regenereignissen ein Wasserlauf bis in den See. Bei normalen Regenfällen bilden sich einzelne Pfützen innerhalb der Mulde. So entsteht hier ein stetiger Wechsel von einer wasserführenden Mulde und einer trockenen bespielbaren Mulde. Eine Auswahl an resilienten Pflanzen stellt genau diese Anforderungen in den Vordergrund. Neben der zentralen Mulde, werden auch Bereiche auf den restlichen Flächen etwas vertieft, so dass auch diese Bereiche bei Starkregen als Rückhalteflächen zur Verfügung stehen.
Modellierung ❘ Der gesamte Parkbereich wird den Anforderungen und Nutzungen entsprechend modelliert. Ziel ist es dabei, dass das gesamte Material vor Ort bleibt. Das Aushubmaterial aus der Mulde wird genutzt, um kleine Hügel zu formen, die für Spiel und Aufenthalt genutzt oder bepflanzt werden. Die neue Insel wird ebenfalls mit dem Material überhöht und geformt. Intensive Begrünung mit Nist- und Nährgehölzen und Insektenhotels bieten hier einen Rückzugsort für Tiere.
Ressourcen und Bepflanzung ❘ Bei der Auswahl der Materialien steht der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen im Vordergrund. Es wird hoher Wert auf kurze Lieferwege, Verwendung von lokalen Materialien und CO2-neutralen Produktionen gelegt. Der Umfang an befestigten Flächen wird bewusst klein gehalten. Lediglich der geschwungene Parkweg und die Zuwegungen werden aus einer Wassergebundenen Wegedecke hergestellt, deren Abstreu aus regionalen Mischungen erfolgt. Der Bereich am See wird entsprechend der Gesamtplanung zur Seepromenade befestigt. Die vorgelagerten Stufen bestehen aus Betonfertigelementen. Und bieten einen attraktiven Aufenthalt direkt am Wasser. Möbel und Spielgeräte im Park sind aus zertifiziertem, langlebigem Holz. Die Bepflanzung des Parks wird bewusst abwechslungsreich gestaltet. Intensiv begrünte Bereiche wechseln sich mit offenen Rasen- und Wiesenflächen ab. Zu den Rändern hin werden die Bereiche intensiver begrünt. Nicht nur die unterschiedlichen Bäume stehen enger, auch werden sie mit Sträuchern unterpflanzt. Diese sind Nährgehölze und bieten so Lebensräume für Tiere. Bei der Auswahl der Pflanzen wird auf Artenvielfalt und Zukunftsfähigkeit geachtet, um die Biodiversität im Park zu steigern.
Promenade und Übergang zum See ❘ Das Planareal 2, dass sich zwischen der Schlichstraße und dem künftigen See befindet, wird in mehreren Schritten entwickelt. Der vorhandene, komplett begrünte Schutzwall wird in den kommenden Jahren erhalten. Lediglich ein einfaches Wegenetz wird das Gebiet erlebbar machen. Der vom Gut Müllenark kommende, geschwungene Parkweg wird als kleiner Weg über den Wall weitergeführt und endet in einer Aussichtsplattform, von der aus die Entwicklung vom Tagebau bis zum See verfolgt werden kann. Aufgestellte Schautafel machen hier auf die Verwandlung aufmerksam. Auf dem Schutzwall selbst einstehen zwei temporäre Plätze, die zum Verweilen unter den Bäumen einladen. Um bereits die Verbindung zum entstehenden Park zu zeigen, ziehen sich die Mulden unter der Straße hindurch, bis an den Wall heran. Das anfallende Regenwasser kann somit direkt gesammelt werden. Um die beiden Plangebiete später zu einem gesamten Park zusammen zu führen und um sowohl eine Blickachse als auch eine wasserbauliche Verbindung vom Gut Müllenark zum See zu schaffen, wird der bestehende Schutzwall abgetragen.
Schlichstraße ❘ Um das sichere Queren der Schlichstraße zu gewährleisten wird ein Zebrastreifen ausgebildet, welcher es den Parkbesuchern ermöglicht, sicher die Straße zu Überqueren und so bequem von einem in den anderen Parkbereichen zu wechseln.
Beleuchtungskonzept ❘ Die entstehende Beleuchtung soll die nächtliche Atmosphäre gestalten und die Sicherheit der Besucher gewährleisten. Dunkle Ecken und potenzielle Gefahrenstellen werden ausgeleuchtet. Dies fördert die Nutzung des Parks auch während der Abendstunden und schafft ein Gefühl der Geborgenheit. Um Vandalismus vorzubeugen, werden ausreichend hohe Mastleuchten in regelmäßigen Abständen vorgesehen. Hierzu werden energiesparende LED-Leuchten verwendet, die nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch die Betriebskosten reduzieren. Die Beleuchtung im Park wird zudem die Umgebung respektieren und die Tierwelt nicht stören.