1. Preis | Neubau Molekulare Biologie der Universität Biologie am Campus Poppelsdorf der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
Bonn
In Zusammenarbeit mit Atelier30
Städtebauliches Konzept
Der viergeschossige Neubau für das Laborgebäude der Molekularen Biologie fügt sich städtebaulich als weiterer präzise gesetzter Baustein in das Gesamtkonzept des bestehenden Masterplans ein. Den oberen Abschluss des Gebäudes bilden ein gestaffeltes Technikgeschoss sowie eine Dachterrasse. Entlang der Planstraße E wird der Haupteingang durch einen Rücksprung im Erdgeschoss klar akzentuiert und bildet somit ein einladendes Entree. Der vorgelagerte, landschafts-architektonisch gestaltete Vorbereich mit integrierten Fahrradstellplätzen unterstreicht die Eingangssituation und schafft Aufenthaltsqualität. Zusätzliche Zugänge sind im südwestlichen Bereich entlang der Campusallee sowie entlang der Verbindungsachse zwischen Planstraße E und Käthe-Kümmel-Straße vorgesehen. Diese ermöglichen interne Anlieferungen und erschließen einen Nebeneingang. Zur Stärkung der campusprägenden Identität sind im Erdgeschoss rund um den zentralen Luftraum vorrangig kommunikative und publikumsorientierte Funktionen wie Seminarbereiche, EDV-Pools und eine Ausstellungsfläche im Foyer angeordnet. Die Fassade präsentiert sich im städtebaulichen Kontext der umliegenden Institutsgebäude als eine fein strukturierte Bandfassade mit integrierten Photovoltaik-Elementen, die zugleich eine Sonnenschutzfunktion übernehmen. Vertikale Fassadenelemente rhythmisieren zusätzlich die Gebäudehülle und dienen der Führung des außenliegenden Sonnenschutzsystems. Im Bereich der Brüstungen sind Elemente in Holzbauweise vorgesehen, die dem Gesamtbild eine warme, materialgerechte Akzentuierung verleihen und die Nachhaltigkeitsstrategie des Gebäudes unterstreichen.
Innere und äußere Erschließung, räumliche Organisation
Die Erschließung des Neubaus erfolgt zentral und verbindet alle Funktionsbereiche auf kurzen Wegen miteinander. Das kommunikative Herz des Gebäudes – ein großzügiger Innenbereich mit offenen Kommunikationszonen – erleichtert die Orientierung und fördert den interdisziplinären Austausch. Um diesen Kern gruppieren sich alle wesentlichen vertikalen Erschließungselemente wie Fluchttreppen, Technikschächte und Sanitärbereiche auf allen Ebenen. Neben allgemeinen Funktionen und zentralen Seminarräumen bildet der differenziert gestaltete Innenhof mit seinen Vor- und Rücksprüngen sowie den angrenzenden Terrassenbereichen das grüne Zentrum des Gebäudes. Im Erdgeschoss befinden sich um diesen Hof der Ausstellungsbereich, Seminarzonen sowie Funktionsräume wie Praktikumsbereiche, eine Elektrowerkstatt und EDV-Pools.
Die Obergeschosse werden neben den Fluchttreppen durch ein läufige galerieartige Treppenanlagen erschlossen, die direkt in das kommunikative Zentrum führen. Wechselnde Seminarzonen, Terrassen und offene Kommunikationsbereiche laden auf allen Ebenen zum informellen Austausch ein. Durch die versetzte Anordnung innerhalb der Geschossgrundrisse entsteht ein spannungsvoller Innenhof, der als verbindendes Element das Gebäudeensemble gliedert und belebt. Labore, Auswertebereiche und flexible Büroflächen sind logisch und nutzungsnah innerhalb der Geschosse organisiert und optimal an die Erschließung angeschlossen.
In der Gesamtheit entsteht ein fein austariertes Raumgefüge mit einem zentralen kommunikativen Herz und ruhigen, dezentralen Arbeitsbereichen – eine Struktur, die sowohl Austausch als auch konzentriertes Arbeiten fördert.
Die Dachfläche wird im Sinne ökologischer Nachhaltigkeit extensiv begrünt – mit heimischen Gräsern und Straucharten zur Förderung der Biodiversität. Ergänzend dazu steht den Mitarbeitenden eine weitere Dachterrasse als Aufenthaltsbereich mit Blick über den Campus zur Verfügung. Zudem ist eine großflächige Photovoltaikanlage zur Eigenstromversorgung vorgesehen, die einen wesentlichen Beitrag zur Energieeffizienz des Gebäudes leistet.
Architektur, Konstruktion und Materialität
Das Gebäude ist als optimierter Hybridbau konzipiert, bei dem Materialien gezielt dort eingesetzt werden, wo sie funktional, wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll sind. Grundlage der Materialwahl ist der ressourcenschonende Kreislaufgedanke, der über den gesamten Lebenszyklus hinweg wirksam werden soll. Die Primärkonstruktion wird als materialeffizientes Stahlbetonskelett in Halbfertigteilbauweise ausgeführt. Der Einsatz von Recyclingbeton wird dort vorgesehen bzw. geprüft, wo er statisch und wirtschaftlich vertretbar ist. Die klare und durchgängige Tragwerksstruktur erlaubt den Einsatz vorgefertigter Bauelemente und ermöglicht eine robuste, wirtschaftliche Bauweise sowie einen optimierten Bauablauf. Untergeschoss, Treppenhauskerne, punktgestützte Decken und brandschutzrelevante Bauteile werden in Massivbauweise errichtet. Die Aussteifung des Gebäudes erfolgt über die zentralen Erschließungs- und Technikkerne.
Die Fassadenelemente sind in hoch wärmegedämmter, vorgefertigter Holzbauweise mit vertikal strukturierter Holzverschalung vorgesehen. Die vertikale Schwertstruktur im Bereich der Fensterbänder dient der Aufnahme der integrierten Photovoltaikelemente und strukturiert zugleich das Fassadenbild. Die horizontal angeordneten PV-Module übernehmen ergänzend die Funktion des baulichen Sonnenschutzes und integrieren die notwendige Brandschottung.
Das statische System – kombiniert mit einem hohen Vorfertigungsgrad – bildet die Grundlage für eine wirtschaftliche, zeiteffiziente und langlebige Bauweise. Das Laborraster ist mit 1,20 m definiert. Daraus abgeleitet ergeben sich die Konstruktionsraster von 3,60 m, 7,20 m und 10,80 m. Weitgespannte Decken werden durch Unterzüge unterstützt. Die Fensterteilung folgt dem Ausbauraster und ermöglicht eine flexible Anbindung mobiler Trennwände zur variablen Raumstrukturierung.
Die Innenräume zeichnen sich durch eine klare Materialästhetik aus: helle Wandflächen, Holzoberflächen und Glas schaffen ein hochwertiges, lichtdurchflutetes Raumklima. In Verbindung mit abgestimmten Bodenbelägen und einem differenzierten Farb-Materialkonzept entstehen Räume, die gleichermaßen für konzentrierte Einzelarbeit wie für offene Teamarbeit geeignet sind. Visuelle Bezüge zwischen den Funktionsbereichen stärken Transparenz, Identifikation und hausinterne Kommunikation. Alle Glasflächen sind mit einem außenliegenden Sonnenschutzsystem ausgestattet. Im Bereich der zentralen Erschließung kommen akustisch wirksame Lignotrend-Oberflächen mit hell lasierter Holzoptik zum Einsatz, die dem Gebäude eine warme, ruhige Atmosphäre verleihen.
Die Dachflächen werden durchgehend begrünt und mit Photovoltaikanlagen kombiniert – ein integraler Bestandteil des nachhaltigen Energiekonzepts des Gebäudes.