2. Preis | Max-Planck-Institut
Mülheim an der Ruhr
Städtebauliche Einfügung ❘ Der Campus der Max-Planck-Institute in Mülheim an der Ruhr wird durch den Neubau für die analytischen Abteilungen komplettiert. Der Bau fügt sich zwischen dem Hörsaalgebäude und dem Laborhochhaus ein, ohne sich unterzuordnen. Die gewünschte repräsentative, halböffentliche Verbindung vom Haupteingang im Hörsaalgebäude zum Laborhochhaus wird über einen zur Lembkestraße orientierten und vom Straßenraum aus einsehbaren Verbindungsgang hergestellt. Mit der Konzeption des Neubaus wird die Chance genutzt, nach außen ablesbare Lebens- und Begegnungsorte mit modernen Arbeitswelten zu verbinden. Das zentrale Element des „Wohnzimmers“ in jeder Ebene am Übergang zum Hochhaus mit Blick Richtung Innenstadt verdeutlicht dies und ermöglicht aus dem Straßenraum Einblicke in die Welt der Forschenden. So wie der älteste und repräsentative Bau des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Institutes am gleichnamigen Platz einen prägnanten Auftakt zum Campus nach Süden hin bildet, übernimmt dies nun der Neubau in Ergänzung zum Laborhochhaus auf der der Stadt zugewandten Nordseite.
Freiraumqualität ❘ Zentrales Herzstück auf dem Campus wird das neue, grüne Wohnzimmer im Hof, das das Angebot an kommunikativen Pausen- und Rückzugsorten über die eigentliche Hoffläche hinaus erweitert. Der Hof selbst erfüllt alle Anforderungen an Anlieferung und Rettungswege und lässt genug Raum für kleine und große Feste. Seine Versiegelung bleibt dabei auf ein Mindestmaß beschränkt. Der Niveauausgleich in den Grünflächen über eine Terrassierung der Rasenflächen mit Sitzstufen, die zum Verweilen einladen. Die Gefälle auf dem unteren Hofniveau führen das Oberflächenwasser sicht- und erlebbar in Richtung der Grünflächen. Die markante Materialität der Oberflächen im Bereich der Neubauten der CEC in Form von polygonalen Platten wird im Hof fortgesetzt, um die Gestaltung zu vereinheitlichen. Ebenso wird die vorhandene attraktive Gräserpflanzung überall dort fortgeführt, wo sich eine aktive Freiraumnutzung nicht anbietet, wie z. B. an der Lembkestraße oder längs des Neubaus der CEC im Norden des Hofes.
Architektonische Qualität ❘ Der Neubau reagiert an den Übergängen zum Hörsaalgebäude auf der einen und dem Laborhochhaus auf der anderen Seite auf die jeweilige Grundrissorganisation und Geschosshöhe. Fassadenmaterialien greifen einerseits die Farbigkeit der bestehenden Gebäude auf, andererseits wird auf nachhaltige Materialien zurückgegriffen. Auf der Hofseite wird ein neuartiges vertikales Begrünungssystem in die Fassade integriert. Das System wird saisonal bewirtschaftet: Die automatisch bewässerten Module werden im Frühjahr mit Samen bestückt, im Sommer wachsen die Pflanzen, im Herbst werden sie inklusive des kompostierbaren Rankgerüsts „geerntet“. Dabei entfällt der Aufwand für Rückschnitt und Laubentsorgung und der positive Energieeintrag von Sonne und Licht im Winter wird nicht beeinträchtigt.
Nachhaltigkeit und Materialität ❘ Dem Leitgedanken des nachhaltigen und zukunftsfähigen Bauens folgend zeichnet sich das Konstruktionssystem durch eine restriktionsarme, vorfertigbare und minimierte Grundstruktur aus. Die vorelementierten Verbunddecken und teilvorgespannten Hohlkörperdecken mit hoher Steifigkeit sorgen für eine geringe Schwingungsanfälligkeit. Zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit wird CO2-armer Beton mit einem Anteil an recyceltem Zuschlag eingesetzt. Die Gründung erfolgt auf einer elastisch gebetteten Bodenplatte. Die Außenhülle wird aus einer nichttragenden, hocheffizienten und bereichsweise energieerzeugenden Fassade aus Holz, Glas und PV-Modulen gebildet.