2. Preis | Kindertagesstätte Ortsmitte Hegge

Waltenhofen

In Zusammenarbeit mit Benkert Schäfer

 

Ortsräumliche Setzung und Einbindung in die Umgebung

Der Ortsteil Hegge ist geprägt durch eine offene Bebauung ohne räumliche Verdichtung zur Mitte. Randzonen wurden durch Wohnbebauung verdichtet, im Zentrum fehlt es an einem Ort für die Gemeinschaft. Durch die neue Kindertagesstätte soll dieses Spannungsfeld aufgelöst und die Chance ergriffen werden, eine neue Mitte zu ermöglichen. Die hier vorgeschlagene Situierung der neuen KiTa in unmittelbarer Nähe zu Kirche und Nahversorger ordnet die Ortsmitte neu, ein lebendiger Dorfplatz entsteht. Um die Kirche am Dorfplatz wieder erlebbar zu machen, wird nicht mehr notwendige Bebauung entfernt. Bewusst gesetzte Baumstellung gliedert die neue Ortsmitte in unterschiedliche Nutzungsbereiche. Ein kleiner Ausschank mit Biergarten und schattige Aufenthaltsbereiche laden zum Verweilen ein. Ein kühlender Brunnen verbessert das Mikroklima, besonders an heißen Sommertagen. Die neue KiTa selbst versteht sich als ein offenes Haus für die Kinder am Dorfplatz. Mit einer Abfolge von Wegen und Plätzen, führt es im Innern den Dorfplatz fort und lässt die unterschiedlichen Nutzungen der KiTa erlebbar werden. Das Gebäude nutzt geschickt die Topografie am Ort – der Mehrzweckraum, direkt am Eingang ist Adresse und offen für die ganze Gemeinde, der Kindergarten und weitere gemeinschaftliche Nutzungen sind um einen gemeinsamen Innenhof als Mitte des Hauses organisiert. Die Kinderkrippe für die Kleinsten ist im Sockel darunter, mit direktem Zugang zum Garten hin organisiert. Für den Wohnungsbau wird eine offene und rhythmisierte Setzung im Maßstab der umgebenden Bebauung vorgeschlagen.

Dem Prinzip des Haufendorfes folgend entstehen kleine Außenbereiche, die gemeinschaftlich genutzt werden können.

 

Erschließung und Verkehr

Die Haupterschließung der Kita erfolgt über den Dorfplatz und die Veitser Straße. Hier entstehen entlang der Straße Kiss & Ride Stellplätze für das sichere Holen und Bringen der Kinder. Zugänge im Süden und Osten in den Garten und ein Zugang von der Veitserstraße, als Anbindung zum Hort gegenüber, runden die Vernetzung mit dem Kontext ab. Das Parken für Mitarbeiter der Kita und Bewohner der neuen Wohnbebauung findet in der gemeinsamen Tiefgarage statt, welche ebenfalls von der Veitser Straße aus erschlossen wird. Zusätzliche Stellplätze für kurze Erledigungen im Ortskern befinden sich nördlich des Dorfplatzes entlang der Industriestraße. Die Wohnstraße „Am Pfarrgarten“ bleibt somit weitestgehend den Anwohnern vorbehalten und bietet so eine ruhige Erschließung der einzelnen Wohngebäude über den gemeinsamen Anger. Ein neuer Fußweg verbindet den Dorfplatz mit dem Marienplatz und schafft eine direkte Fußgängerachse für die Bewohner des östlichen Ortsgebiets ‚Illerbogen‘. Der Eingang der neuen Kita liegt am Dorfplatz, wo auch überdachte Fahrradstellplätze angeboten werden – ein Ort der Begegnung für Pädagogen, Eltern und Kinder entsteht. Die Anlieferung der Küche geschieht über einen zusätzlichen Eingang an der Veitser Straße.

 

Typologie und Raumorganisation

Die zweigeschossige Kindertagesstätte fügt sich harmonisch in die bestehende Hanglage ein. Im Erdgeschoss befinden sich, zentral zum Dorfplatz ausgerichtet, der Eingangsbereich und das Foyer mit Mehrzweckraum. Von dort aus sind der allgemeine Bereich mit Küche und Speisesaal, sowie der Kindergarten zugänglich. Die große freiliegende Sitztreppe im Foyer führt ins darunterliegende Gartengeschoss und dient neben der Erschließung, auch als Lesetreppe und Bibliothek.

Ein Atrium in der Mitte des Gebäudes sorgt für ausreichend Belichtung und bietet weitere geschützte Außenbereiche für die Kinder. Im Gartengeschoss befindet sich die Kinderkrippe mit direkten Ausgängen zum Kleinkinderspielbereich im Garten. Der Werkraum und das Atelier sind zentral angeordnet und haben einen eigenen Außenbereich im Atrium. Auch der Personalbereich liegt im Gartengeschoss, mit einem eigenen Ausgang zum Freisitz. Die Tiefgarage, der Lagerbereich und Nebenräume sind wirtschaftlich im hangseitigen Bereich des Gartengeschosses angeordnet.

Orientierung in den Freiraum

Alle Gruppenräume der Kita orientieren sich nach Südosten zum Garten hin. Die Kinder im Kindergarten gelangen über eine Außentreppe im Süden des Gebäudes oder barrierefrei über den Aufzug in den Garten. Dort warten verschiedene Spielbereiche und ein großes Spielelement auf sie. Der Bereich des ehemaligen Pfarrgartens wird hier in den neuen Spielbereich integriert. Die jüngeren Kinder in der Kinderkrippe haben einen direkten Zugang zum Garten über deren Gruppenräume. Der Außenbereich des Personalbereichs führt über einen Lichthof zu einer kleinen Terrasse.

Freianlagen

Der Freiraum der neuen Kindertagesstätte schafft eine lebendige, grüne Umgebung, die sich harmonisch in die bestehende Ortsstruktur einfügt. Der Erhalt der Bestandsbäume sorgt für eine naturnahe Atmosphäre, spendet Schatten und leistet einen wertvollen ökologischen Beitrag. Durch die behutsame Modellierung der Topographie entstehen abwechslungsreiche Außenbereiche, die die natürliche Geländeformation aufgreifen. Ein multifunktionales Spielelement strukturiert den Raum, dient als Trennung zwischen den Bereichen und fördert zugleich die motorischen Fähigkeiten der Kinder. Es integriert zusätzliche Lagerflächen für Spielgeräte im Außenbereich. Durch gezielte Bepflanzung werden die Kita und Krippenbereiche klar definiert, während terrassenartige Freiflächen fließende Übergänge zwischen Innen- und Außenräumen ermöglichen. So entsteht eine durchdachte Verbindung von Natur, Spiel und Gemeinschaft, die die pädagogische Nutzung des Außenraums optimal unterstützt.

 

Nachhaltigkeit

Die neue Kindertagesstätte in Zeiten des Klimawandels – nachhaltig, wirtschaftlich und klimaneutral

Im Bausektor und damit auch für Städte und Gemeinden wächst die Verantwortung, in der Umsetzung neuer Gebäude auf nachhaltige Konzepte zu setzen. Das hier vorgeschlagene Haus ist daher ein nachhaltiges, wirtschaftliches und in die Zukunft gerichtetes.

TOPOS und Freiraum – nachhaltige Innenentwicklung ist klimaresilient und kann sich dem Klimawandel über blau-grüne-Siedlungsstrategien anpassen. Dachbegrünung und in Teilen mögliche begrünte Fassaden reduzieren die Wärmeverluste und verbessern das Mikroklima durch Absorptionskühlung im Sommer. Ein Hausbaum und Retentionsflächen im Innenhofbereich unterstützen diese Maßnahmen. Das Niederschlagswasser kann vor Ort über Zisternen rückgehalten, genutzt und überschüssige Niederschlagsmengen in Sickerschächten auf dem Grundstück versickern.